Im Westen nichts Neues ist der bekannteste Roman Remarques. Direkt nach seinem Erscheinen 1928 wurde er zu einem Bestseller, aber auch das Ziel heftigster Verleumdungskampagnen der Nationalsozialisten. Im Mai 1933 wurden Remarques Bücher öffentlich verbrannt. Der Schriftsteller wurde 1938 ausgebürgert.
Man erkennt die Romanvorlage nicht wieder
Um es vorab zu sagen, der Regisseur und die Schauspieler
haben einen durchaus sehenswerten (Anti-)Kriegsfilm gedreht. Viele Szenen
zeigen das brutale Töten und Sterben im Stellungskrieg. Den Einsatz von Granaten,
Kugeln, Giftgas, Panzern, Spaten, Messer, Flammenwerfer und Bajonette zeigt der
Film in einer realistischen Weise, die Spielberg mit seiner Landung in der
Normandie vorgemacht hat.
Der Film beginnt mit einer Kampfszene. Viele Soldaten
sterben. Man zieht sie aus, die blutigen Uniformen werden gewaschen,
Einschusslöcher werden zugenäht. Paul Bäumer, die Hauptfigur, erhält eine dieser Uniformen – ein sehr eindrucksvoller Einstieg.
Namen übernommen, aber keine Handlung
Die Namen stammen zwar aus Remarques Buch - Paul Bäumer, Albert Kropp, Kat – die Handlung
hat aber mit dem Buch so gut wie nichts zu tun.
Es werden die Friedensverhandlungen mit dem französischen Generalstab und die Auseinandersetzung deutscher Politiker mit den preußischen Generälen eingeflochten. Das alles kommt im Buch nicht vor. Eine im Buch breit dargestellte Szene, wie der Kampf der Hauptfigur mit einem Franzosen, der dann stundenlang neben ihm in einem Granatloch stirbt, wird auf wenige Minuten verkürzt.
Selbst der Titel des Buches (und des Filmes) verliert im Drehbuch seinen Sinn: Im Westen nichts Neues – so war an jenem Tag, als Paul Bäumer erschossen wurde, im Heeresbericht zu lesen. Im Film ist Bäumers Tod dagegen der Höhepunkt eines letzten Sturmangriffs – wenige Minuten vor dem Waffenstillstand, der am 11. November 1918 in Kraft trat.
Fazit
Sehenswert, unterhaltend, aber keine Literaturverfilmung.