Montag, 8. Oktober 2018

GASTBEITRAG: Andreas Popper zum Fantasy-Roman: Über die Berge nach Tranwold, Band 1 der Reihe: Gespräche mit dem Großmeister.

Klappentext

"Auch das Böse in Gestalt des Grauen Lord braucht mal eine Pause, und was macht er dann? Urlaub, wie andere Leute auch. Diesmal aber trifft er Malley, einen Skalden außer Dienst und neben der Spur, und gewinnt ihn als Begleiter und Chronisten. Denn jedes Ding hat mindestens zwei Seiten, auch die Taten eines Grauen Lord ...

Auch mal gegen den Strich gebürstete Fantasy, von humorvoll über hinter- bis tiefsinnig. Garantiert Ork- und Werwolffrei!"

Nun, einen Bösen als Protagonisten, das ist ja nicht mehr gar so ungewöhnlich. Der Klappentext und dann ein Blick in die Leseprobe verhießen aber auch Humor und einen gewissen Tiefgang, deshalb habe ich das Ding gekauft, ungeachtet des ungewöhnlichen Covers, und konnte es trotz der gewaltigen Länge von über tausend Seiten beinahe nicht mehr weglegen!

Stil und Inhalt

Zugegeben,einige Stilelemente sind zunächst überraschend. Es gehört wohl am ehesten in die Rubrik Dark Fantasy, die Protagonisten sprechen aber eine ganz lockere Umgangsspache - was ja eigentlich auch realistisch ist. De Humor ist schräg bis schwarz und am ehesten dem in manchen Italo-Western ähnlich, in der deutschen Synchronisation jedenfalls. Und dann sind da die vielen Geschichten in den Geschichten mit ständigem Zeitenwechsel, fast wie in 1001 Nacht, und einiges an Namen von Orten
und Personen ... zum Glück gibt es am Anfang des Buches eine Karte, so dass man den Überblick behalten kann.

Durch die Geschichte zieht sich das Buddy-Thema, ein bisschen wie bei Bud Spencer und Terence Hill, aber ohne deren Macho-Konkurrenz. Dafür sind die Charaktere einfach zu verschieden. Walthor hat Malley angeboten, sein Chronist zu werden, und der Skalde ist dieser Versuchung erlegen. Immerhin, Chronist des Bösesten der Bösen von Oom!

Im Verlauf der Wanderschaft und durch die Geschichten, die er dem Grauen abverlangt, lernt er die vielen Facetten dieser unsterblichen Entität kennen: Den Krieger, den Magier, einen begabten Komödianten, und sogar vor einem Geschlechtertausch macht diese Inkarnation des Wandels nicht halt.

Kommentar

Eines ist mir bei der Lektüre besonders aufgefallen: Die Vorgänge sind immer nachvollziehbar. Das sei ja wohl das Mindeste, was man erwarten kann? So sollte man denken; aber nehmen wir zum Beispiel so ein berühmtes Werk wie den Herrn der Ringe. Da gibt es ein Reitervolk, das seine Frauen und Kinder im Kriegsfall in eine Feste schickt. Hallo? Nomaden haben eine Feste?

Solche Schwachheiten erlaubt sich Fritz Walter nicht. Charaktere, Kampfszenen, soziale Umstände, Plots - alles macht den Eindruck, sorgfältig recherchiert und aufgebaut zu sein. Und nun sagt nicht, das sei doch gerade im Bereich Fantasy von untergeordneter Bedeutung! Mich jedenfalls stört es, wenn eine Sache nicht logisch ist oder so wie geschildert einfach nicht funkionieren kann.

Der Autor

Fritz Walter ist offensichtlich ein Pseudonym, hat auf jedenfall mit dem Fußballer nichts zu tun. Sonst war über den Autor nicht viel zu erfahren.

Empfehlung

Also, langer Schreibe kurzer Sinn, Fantasy-Lesegenuss vom Feinsten. Und das Versprechen: Garantiert Ork- und Werwolffrei wird eingehalten! Das ist doch auch schon was.

Wenn es gefällt: Es gibt noch sechs weitere Bände aus der Serie. Ich werde sie mir jedenfalls nach und nach antun.

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Fritz Walter
Gespräche mit dem Großmeister
Teil I: Über die Berge nach Tranwold

ebook bei amazon, 5,99 EURO

GASTBEITRAG von Andreas Popper aus Kiel, 08.10.2018