Freitag, 19. September 2014

Guatemala, USA, Polen und Serbien: Der polnische Boxer von Eduardo Halfon

Der Protagonist, das Alter Ego des Autors Eduardo Halfon, ist ein guatemaltekischer, jüdischer Professor für Literatur mit familiären Wurzeln in Polen. Noch als Heranwachsender glaubte er seinem Großvater, dass die im Unterarm tätowierte Nummer eine Telefonnummer sei.

Ein polnischer Boxer hat einst dem Großvater in Polen das Leben gerettet, indem er diesem riet, was er beim Verhör durch die SS sagen sollte und was besser nicht. Doch der Titel des Romans täuscht. Die Episode mit dem polnischen Boxer ist nur ein Intermezzo, aber nicht handlungsbestimmend.



Das erste Kapitel des Romans, die Suche nach einem literarisch begabten Studenten, hat – zumindest inhaltlich - mit den weiteren Kapiteln nichts zu tun. Es dient lediglich der Charakterisierung der Hauptfigur.

Der bestimmende Handlungsstrang, der auch einen eigenständigen Roman ergeben hätte, dreht sich um den Pianisten Milan. Die Mutter des Pianisten ist Serbin, der Vater Zigeuner. Als Milans Postkarten ausbleiben, fliegt Halfon nach Belgrad, um ihn zu suchen. Auf der Suche nach Milan geht es durch das düstere, von den Bombardierungen während des Kosovokriegs gezeichnete Belgrad. Die beklemmende Atmosphäre, der der Autor gekonnt inszeniert, erinnert an die Grundstimmungen des Film Noir. Der guatemaltekische Professor sucht seinen Freund bei den Zigeunern. Er wird gastfreundlich bewirtet, aber auch skrupellos ausgenommen. Zugleich lernt er zahlreiche Sitten und Gebräuche dieser am Rande der Gesellschaft lebenden Volksgruppe kennen. Dabei ist manchmal kaum zu unterscheiden, was real ist und was der Phantasie des Protagonisten entspringt.

Der Gedanke, dass der Autor mit dem Volk der Zigeuner eigentlich das Volk der Juden meint, liegt nahe. Beide Gruppen wurden (und werden leider auch heute noch in zahlreichen Ländern) von der Mehrheitsbevölkerung abgelehnt und haben deshalb eigene Kulturen und Lebensweisen entwickelt.

Man kann den Roman „Der polnische Boxer“ als Autobiographie eines nichtreligiösen Menschen jüdischer Herkunft lesen. Interessant sind die zahlreichen Personen, Orte, Begebenheiten und Einsichten, mit denen der Autor den Leser konfrontiert. Allerdings sollte man sich schon auf eine unbequeme, zerrissene Lektüre einlassen wollen. Sonst wird man enttäuscht.

Eduardo Halfon wurde 1971 in Guatemala-Stadt geboren. Nach seiner Rückkehr aus den USA, wo er ab dem 10. Lebensjahr aufwuchs, nach Guatemala hatte er eine Professur für Literatur inne. Eduardo Halfon lebt heute in Nebraska.


Eduardo Halfon
Der polnische Boxer
Hanser Verlag 2014
224 Seiten
ISBN 978-3-446-24599-0
Gebundene Ausgabe: 18,90 €
eBook: 14,99 €

Samstag, 6. September 2014

BoD baut Vertriebsnetz für eBook-Verleih aus

eBooks von BoD künftig auch bei readfy


Norderstedt, 04. September 2014 – BoD erweitert sein Vertriebsnetz für den eBook-Verleih. Neuer Partner des Self-Publishing-Dienstleisters ist die Leseplattform readfy, die Lesern ein einzigartiges Freemium-Modell mit kostenlosen werbefinanzierten E-Books bietet. Der eBook-Verleih steht zudem BoD-Autoren in Zukunft neben Neuveröffentlichungen auch für Bestandstitel offen.

Seit dem 1. August 2014 ermöglicht BoD seinen Autoren, eBooks auch zu verleihen. Erster Kooperationspartner war der deutsche Marktführer im E-Book-Verleih Skoobe. Mit readfy kommt nun ein Anbieter hinzu, der Lesern über eine App kostenlosen werbefinanzierten Zugang zu E-Books eröffnet. „Das niedrigschwellige Angebot von readfy erleichtert Lesern das Entdecken neuer Bücher und unbekannter Autoren. Eine große Chance für Self-Publisher, um ihre Leserreichweite zu erhöhen und eine noch bessere Sichtbarkeit ihrer Bücher zu erzielen“, erklärt BoD-Geschäftsführer Dr. Florian Geuppert.

Frank Großklaus, Mitgründer von readfy, ergänzt: „readfy ist ein idealer alternativer Vertriebskanal für Verlage und Self-Publisher, weil die Bücher ab der ersten gelesenen Seite monetarisiert werden können. Zudem haben wir während der 6-monatigen Betaphase festgestellt, dass unsere User sehr gern durch den Katalog stöbern und dadurch auch Titel von unbekannteren Autoren oder aus der Backlist gelesen werden.“

Die Finanzierung des einmaligen Freemium-Modells von readfy erfolgt durch Werbung und zusätzlich ab Anfang 2015 durch Gebühren von werbefreien Premium-Abos. Pro gelesenem Buch erhalten BoD-Autoren 70 Prozent des Nettobetrags, den readfy an BoD ausschüttet.

eBook-Verleih künftig auch für Bestandstitel

In Zukunft steht der E-Book-Verleih Autoren neben Neuveröffentlichungen auch für bereits veröffentlichte Titel zur Verfügung. Jeder Autor kann dabei frei wählen, ob er einen Titel zum Verleih freigeben möchte oder nicht.

Skoobe-Abonnenten liegen BoD-Titel mittlerweile zum Entdecken und Lesen vor. Im Laufe der kommenden Wochen werden die ersten E-Books auch über readfy erscheinen. „Weitere nationale und internationale Anbieter für den eBook-Verleih werden in Kürze folgen, um unseren Autoren und ihren mehr als 24.000 E-Books auch weiterhin das breiteste Vertriebsnetz im Self-Publishing-Markt zu bieten“, blickt Dr. Geuppert voraus. 

Quelle: Pressemitteilung BoD vom 4.9.14 per eMail



e