Mittwoch, 29. Januar 2014

Sex, Macht und Intrigen im 10. Jahrhundert

Im Jahr 929 besiegt König Heinrich I. das  östlich der Elbe lebende heidnische Volk der Heveller. Beim Sturm auf die Brandenburg fällt ihm der slawische Fürstensohn Tugomir, der zugleich heidnischer Priester ist, und dessen Schwester Dragomira in die Hände.

Heinrichs Sohn Otto empfindet Zuneigung zu Dragomira und behandelt sie gut. Nur schweren Herzens willigt er später ein, die schwangere Dragomira in ein Kloster abzuschieben, um standesgemäß die englische Prinzessin Editha heiraten zu können. Tugomir wurde als Priester auch in der Naturheilkunst ausgebildet und rettet Otto, der an einer Lebensmittelallergie leidet, vor dem sicheren Tod.

Im Laufe der Gefangenschaft entstehen so familiäre wie auch freundschaftliche Beziehungen  zwischen der sächsischen Königsfamilie und den slawischen Gefangenen.

Als Heinrich I. stirbt, formieren sich zahlreiche Feinde, die Otto den Thronanspruch streitig machen wollen. Insbesondere die Intrigen seines jüngeren Bruders Henning, der von der Königinnenmutter unterstützt wird, führen zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Fast zerbricht das Reich Ottos an den mehrfachen Aufständen seines Bruders.

Nach rund 10 Jahren nimmt Tugomir die Religion seiner Feinde an und heiratet überdies die Tochter des Grafen Geros, seines größten persönlichen Feindes. Er kehrt mit seiner sächsischen Frau Alveradis als christlicher Fürst zurück auf die Brandeburg und tut alles, um Sachsen und Slawen miteinander zu versöhnen. Denn er weiß, dass die ostelbischen Völker einen Krieg gegen Otto nie gewinnen könnten.

Auf fast 900 Seiten entwickelt Rebecca Gablé zahlreiche Erzählstränge auf dem Hintergrund der frühmittelalterlichen Geschichte Mitteleuropas. Trotz der zahlreichen Haupt- und Nebenhandlungen und des dazugehörigen umfangreichen Personals gelingt es dem Leser, immer den Überblick zu behalten. Denn die Autorin hat ihrem Epos ein professionelles Konzept zugrunde gelegt.

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Der Roman ist spannend und packend, die mittelalterliche Lebenswelt wird eindrucksvoll beschrieben. Als nur am Rande mit der mittelalterlichen Geschichte bewanderter Leser, entdeckt man keine Unstimmigkeiten. Offen bleibt, ob die Hauptpersonen im Kontext ihrer historischen Zeit, wirklich zu solchen Reflexionen fähig gewesen wären, wie sie ihnen die Autorin zuschreibt. Die Antwort auf diese Frage ist allerdings unerheblich, wenn man sich die Zielsetzung des Werks vor Augen führt: „Das Haupt der Welt“ ist ein historischer Unterhaltungsroman, der nicht mit Gewalt- und Sexszenen geizt. Im Anhang gibt die Autorin Auskunft über den realen historischen Hintergrund.

Wer sich einfach gut unterhalten lassen will, ist mit „Das Haupt der Welt“ bestens bedient.

Rebecca Gablé
Das Haupt der Welt
Bastei Lübbe 2013
864 Seiten
ISBN-10: 3431038832
ISBN-13: 9783431038835
26,00 EURO

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