Freitag, 15. November 2013

Theorie gegen Praxis: Der Therapeut, der eine Therapie braucht

Der Autor, Noam Shpancer, ist Professor für klinische Psychologie und Psychotherapeut. Er weiß, worüber er in "Der gute Psychologe" schreibt.
 


"Der gute Psychologe“ (dessen Namen der Leser nie erfährt) arbeitet am Vormittag als Psychotherapeut auf dem Spezialgebiet der Angst und ist am Abend als Hochschullehrer tätig. Als Leser ist man immer wieder positiv erstaunt, mit welchen Methoden er versucht, seine Studenten, deren Haltung zwischen Übereifer und Lethargie angesiedelt ist, in die Psychologie und Psychotherapie einzuführen. Er gibt sehr erfolgreich anderen Menschen Lebenshilfe, bräuchte aber dringend selbst Hilfe, da er sich an einer komplizierten Beziehung abmüht. Unglücklich verliebt in eine verheiratete Frau, mit der er eine Tochter hat, versucht er immer wieder vergebens, eine Liebesbeziehung herzustellen. Er leidet zudem intensiv unter der Trennung von seiner Tochter. Der auktoriale Erzähler betrachtet distanziert den Protagonisten und beschreibt dessen Verhalten und Denken im Detail.

Neben der theoretischen Betrachtung der Psychologie und dem sich Abmühen mit der eigenen Lebenspraxis gibt es einen durchgängigen dritten Handlungsstrang: Eine Stripperin, die nicht mehr in der Lage ist, ihren Beruf auszuüben, ist die wichtigste Nebenfigur.

Shpancer macht den Leser auf spannende Art und Weise mit dem Berufsalltag eines Therapeuten und den Herausforderungen der modernen Psychologie vertraut. „Der gute Psychologe“ ist ein lesenswerter, informativer und auch humorvoller Roman. Nicht die großen Themen, sondern die Nöte gewöhnlicher Menschen werden thematisiert, und zwar auf spannende Art und Weise.

Shpancer, Noam
Der gute Psychologe
288 Seiten
btb Verlag 2012
ISBN-10: 3442745071
ISBN-13: 978-3442745074
EUR 9,99

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