Der Autor, ein gelernter Kunsthistoriker und Feuilletonchef renommierter Zeitungen, legt mit deutlicher Sachkenntnis eine Kulturgeschichte des Jahres 1913 vor. Dabei geht es allerdings nicht um Kunsttheorie und die ganz großen Würfe der entstehenden Moderne in Musik, Malerei und Literatur. En passant, im Plauderton lernen wir die privaten Menschen hinter der Kunst kennen.
Kafka, Jung, Kraus, Trakl, Schönberg, Kirchner, Kokoschka, Werfel, Mahler, Benn, Freud, Schnitzler, Mann und, und, und … alle, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts kulturschöpfend und –prägend waren. Illies zitiert immer wieder aus Briefen und Tagebüchern und gewährt so erstaunliche Einblicke in das Privat- und Gefühlsleben dieser Menschen. Zahlreiche witzige Anekdoten amüsieren den Leser.
Dieser Bilderbogen des Jahres 1913 mag wissenschaftlich keine neuen Erkenntnisse liefern über die junge Moderne. Das legen schon die zahlreichen Monographien, die in der umfangreichen Auswahlbibliographie am Ende des Werkes genannt werden, nahe. Auch wäre es zu schlicht gedacht, in der Nachbetrachtung dem Jahr 1913, als dem Vorjahr vor der ersten großen Katastrophe des 20. Jahrhunderts, irgendeine höhere Bedeutung zuzuschreiben.
Für mich war 1913 eine interessante und unterhaltsame Lektüre, die mir sowohl ein Zeitalter als auch Kunstströmungen wie Die Brücke oder Der blaue Reiter auf kurzweilige und spannende Art und Weise näher gebracht hat.
Fazit: empfehlenswert!
Illies, Florian
1913
Der Sommer des Jahrhunderts
S. Fischer Verlag, 2012
320 Seiten
ISBN-10: 3100368010
ISBN-13: 978-3100368010
19,99 EURO