Manchmal scheinen diese Sprüche direkt aus einem Kalender für esoterische Sprüche zu stammen, vielleicht hat John Green diese Zitate auch aus so einem Kalender geklaut, aber passend ist jedes, ohne dabei zu aufgetragen zu wirken.
„Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ ist im Grunde genommen eine Liebesgeschichte, ein Coming-of-Age-Buch. Es geht ums Erwachsenwerden und die erste Liebe, die ja an sich schon schwer ist. Aber wie schwer ist es, wenn man weiß, dass diese Liebe nicht für die Ewigkeit ist (was ist das schon), sondern von Anfang an nicht von langer Dauer sein kann.
Hazel und August, zwei Teenager in Amerika, lernen sich in einer Selbsthilfegruppe kennen und verlieben sich. Das Schicksal, oder hier der Autor, hat aber beiden Krebs an den Hals geschrieben. Hazel im Stadium VI und August besitzt eine Heilungschance von 80%. Ihr Weg führt beide nach Amsterdam, da Hazel ihren Lieblingsautoren Van Houten treffen möchte. Der Autor ihres Lieblingsbuches „Ein herrschaftliches Leiden“ hat Hazel versprochen, wenn sie persönlich zu ihm nach Holland kommt, wird er ihr das Schicksal der Romanfiguren verraten. „Ein herrschaftliches Leiden“ ist die Geschichte eines krebskranken Mädchen, das aus der Ich-Perspektive erzählt wird und abrupt endet. Hazel möchte für sich so viele Fragen geklärt haben – was passiert mit der Familie, den Freunden und dem Hamster Sisyphus? Ob sie ihre Antworten erhält und was sonst noch passiert, möchte ich nicht weiter ausführen, da ich sonst eine Spoilerwarnung aussprechen müsste.
Was passiert eigentlich am Ende einer Geschichte? Was passiert mit den Hinterbliebenen? Wer hat das Recht, Geschichten weiterzuerzählen? – das sind zentrale Fragen und Themen in diesem Jugendbuch. John Green lässt viel Raum für eigene Spekulation und eigene Ideen. Das macht „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ sehr vielseitig und interessant. Schade ist nur, dass für mein Verständnis die Figuren zu eindimensional sind. Die Geschichte kratzt für meinen Geschmack nur an der Oberfläche. Richtig mitfühlen kann ich mit den Figuren nicht, und eine richtig neue Geschichte wird auch nicht erzählt. Das bedeutet nicht, dass John Green hier eine schlechtes Buch verfasst hat. Vielleicht hätte man dem Schicksal von Hazel und August 500 Seiten Raum geben sollen, anstatt nur ca. 280. Manche Geschichten brauchen Platz, um sich zu entfalten und zu entwickeln.
Insgesamt war ich ein wenig enttäuscht, wenn nicht ab und zu solche wie anfangs erwähnte Sätze einen wieder eingefangen hätten. Dies ist vermutlich auch ein Grund, dass die Jugendjury das Buch auf die Nominierungsliste des Deutschen Jugendliteraturpreises gesetzt hat.
Mit seinen Büchern „Eine wie Alaska“ und „Margos Spuren“ hatte John Green es in den vergangenen Jahren schon auf die Nominierungsliste geschafft, ging bis jetzt aber leer aus. Im letzten Jahr ging dieser Preis an „Sieben Minuten nachMitternacht“ von Patrick Ness. In dem Buch dreht es thematisch ebenfalls um Krebs und Tod. „Sieben Minuten nach Mitternacht“ richtet sich aber im Gegensatz zu „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ an ein noch jüngeres Publikum und die Handlung spielt sich mehr auf einer märchen- und fantasiehaften Ebene ab. John Green bleibt mit der Geschichte von Hazel und August auf einer sehr realitätsnahen Ebene. Im direkten Vergleich gewinnt bei mir „Sieben Minuten nach Mitternacht“, das Buch war für mich das beste Buch des Jahres 2012. „Das Schicksal ist ein mieser Verräter wird dies 2013 nicht schaffen, dafür hat das Buch den besten und passendsten Titel seit Langem. Drei von fünf Sternen, wie es so schön heißt.
Green, John
Das Schicksal ist ein mieser Verräter 288 Seiten
Carl Hanser Verlag 2012
ISBN 978-3-446-24009-4
€ 16,90
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