Freitag, 1. Februar 2013

Wenn das Schicksal zuschlägt … und zwar mit der Faust ins Gesicht!

Daniel, der Antiheld in Vera Nentwichs Roman „Rausgekickt: Weiße Sterne: Das Schicksal will auch mal Spaß haben“, führt ein Leben ohne Höhen und Tiefen. Er hat einen langweiligen Job in einem Callcenter als technischer Supporter und verbringt seine Abende auf dem Sofa vor dem Fernseher. Als leidenschaftlicher Trekkie würde er bis ans Ende seiner Tage von geliehenen Abenteuern im Star-Trek-Universum leben, wenn da nicht die gelangweilten Schicksalsboten wären, die auf der Suche nach einem Kick sind …




Daniel geht es wie Hiob: Immer, wenn er denkt, schlimmer kann es nicht kommen, dann gibt es noch eine Zugabe. Dabei stellt er sich an wie einst Simplizius Simplizissimus, etwas naiv, ja sogar etwas trottelig. Er  deutet auch das Geschehen in einer ganz eigenen skurrilen Art und Weise.

Die Handlung drängt sich rasant auf wenigen Seiten zusammen: „Binnen 24 Stunden ist er bewusstlos getreten worden, ist seine Wohnung abgebrannt, wurde er von der Polizei abgeholt und war in einen schweren Unfall verwickelt, den er merkwürdigerweise ohne eine Schramme überlebt hat.“ (S.25) Anschließend verbringt er ein paar Tage mit Rockern, wird von einer gut aussehenden Frau buchstäblich von der Straße aufgelesen und in deren Villa mitgenommen, um schließlich mit schweren Verletzungen im Krankenhaus zu landen.

Die 93 Seiten sind gut geschrieben und (anders als der etwas umständliche Titel erwarten lässt) flüssig lesbar. Die surreale Handlung ist derart kreativ gestaltet, dass der Leser immer wieder erstaunt innehält angesichts der grandiosen Phantasie der Autorin.

Das Schicksal bleibt in diesem kurzen Roman nicht abstrakt, denn Vera Nentwich geht in die Vollen, indem sie die Schicksalsboten höchstpersönlich erscheinen lässt. Dabei geht es darum, dass ihre „Spielfigur“ durch das, was ihm zustößt, etwas lernen soll. Als Daniel hört, wie sie (er nennt sie Böse Engel) über seinen Lebensplan und sein Dasein als Loser sprechen, beginnt er, gegenzusteuern und sein Leben grundlegend zu ändern. Aber keine Sorge, es wird nicht moralisierend. Denn die Schicksalsboten sind gelangweilte Wesen, die sich in menschlicher Gestalt in Bars und U-Bahnen treffen und beratschlagen, was sie als nächstes mit Daniel anstellen wollen. Seit Jahrhunderten machen sie ihren Job. Es gibt Schicksalsboten, die auf dem Golfplatz arbeiten und ausschließlich dafür zuständig sind, dass ein Ball ins Loch geht ... oder eben nicht. Auch werden sie von einer höheren Instanz überwacht und dürfen nicht zu offensichtlich in Daniels Lebensplan eingreifen, dann das würde „zu einem Alarm in der Zentrale führen“.

Vera Nentwich, Jahrgang 1959, ist als geschäftsführende Gesellschafterin einer von ihr selbst gegründeten IT-Beratungsfirma tätig. Sie selbst sagt: „Die IT hat mich schon immer fasziniert - ist so schön logisch …“ In der Computertechnologie gibt es keine große Kreativität, keine Möglichkeiten, dort herrschen absolute mathematische Regeln. Umso besser für die Leser, dass Vera Nentwich ihr kreatives Potenzial für diesen Roman genutzt hat.

Meine Empfehlung: Unbedingt lesen!

Ich bedanke mich bei der Autorin für die Überlassung eines Rezensionsexemplars.

Mehr zu Vera Nentwich: hier klicken

Nentwich, Vera
Rausgekickt: Weiße Sterne: Das Schicksal will auch mal Spaß haben.
Kindle Edition eobooks Self-Publishing 2012
ca. 90 Seiten
EURO 2,99

Am 7.1.13 wurde bereits die Pressemitteilung zum Titel "Rausgekickt" auf Bücher und eBooks veröffentlicht: hier klicken

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