Sonntag, 2. Dezember 2012

Schneewittchen reloaded - eine lesenswerte Kurzgeschichte.

Auf den ersten  Seiten entwirft die Jungautorin susymah ein stimmiges Bild von einer Gestalt, die nachts in einer düsteren Gegend auftaucht und im Keller eines Abbruchhauses verschwindet. Gut gemacht, auch sprachlich! Das erzeugt Spannung, der Leser will wissen, wie es weiter geht.


Im Mittelpunkt steht die 14-jährige Maggy, die eines Tages aus ihrem wohlhabenden Elternhaus verschwindet und sich einer Gruppe von Straßenkindern anschließt. Sie ist bereits in psychologischer Betreuung, da sie glaubt, dass ihre Mutter von der Frau umgebracht wurde, die sich nun für ihre Mutter ausgibt. Der behandelnde Psychologe, er ist auch der Ich-Erzähler der Geschichte, glaubt, dass es sich um einen klassischen Ödipus-Komplex handelt.

Nach wenigen Tagen findet die Polizei Maggy, die unter Drogen gesetzt wurde, und sich panisch dagegen wehrt, nach Hause gebracht zu werden. Doch ihre Mutter holt sie ab, und der Psychologe verfällt deren Ausstrahlung und lässt sie gewähren ...

Da sich die Parallele zum "klassischen" Schneewittchen manchmal nicht von selbst ergibt, wird ein expliziter Hinweis eingeflochten, wie z.B. der Vergleich zwischen den sieben Straßenkindern und den sieben Zwergen. Das stört etwas. Die Geschichte ist jedoch phantasievoll konstruiert und sprachlich gekonnt (im Krimi-Duktus) umgesetzt.

Am Schluss überschlagen sich die Ereignisse. Die Autorin legt ein sehr rasantes Tempo vor und bleibt dem Leser eine eindeutige Erklärung für das Basiskonstrukt  schuldig. Allerdings gibt es gut gemachte Hinweise, die den Leser in die Lage versetzen, sich selbst die Antworten zu geben.  Die Lektüre der 27 Seiten lohnt sich.

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