Samstag, 3. November 2012

GASTBEITRAG: Die YouTube-isierung des Büchermarkts

Wie war der Musikmarkt vor YouTube? Die Musikverlage hatten ihre Stars unter Vertrag, die sie promotet haben und in die sie investierten. Die Musiklabels hatten die Kontrolle darüber, ob ein Künstler Zugang zu einem Millionenpublikum erhielt oder nicht. Sie konnten relativ einfach die Regeln definieren, nach denen Künstler ausgewählt und Verträge geschlossen wurden. Was würde den Radiohörern und Musikliebhabern gefallen? Die Entscheidung darüber lag letztlich bei den Verlagen. Damit waren die Musikverlage der Flaschenhals für das Meer an musikalischen Talenten dieser Welt. 

Dann kam YouTube und zerschlug den Flaschenhals. Es lieferte den Musikern eine Plattform, auf der sie sich dem Millionenpublikum präsentieren konnten - ohne intransparentes Auswahlverfahren, ohne Vertrag. Damit wurde das Auswahlverfahren öffentlich gemacht. Stars wurden plötzlich außerhalb des Systems geboren – Alyssa Bernal, Avery, Justin Bieber und viele andere. Verträge bei den Musikverlagen ließen nicht lange auf sich warten.

Kommt uns dies nicht bekannt vor? Gerade erleben wir wie der Flaschenhals im Büchermarkt zerschlagen wird, dank Amazon und den anderen eBook Plattform-Anbietern. Auch auf dem Büchermarkt erleben wir, wie große Buchverlage stark auf ihre etablierten Stars fokussiert sind. Auch hier erleben wir intransparente und sehr zeitintensive Auswahlprozesse. Und auch hier werden gerade die ersten Stars außerhalb des Systems geboren.

Wir leben in der wohl spannendsten Zeit für Autoren.

Gastbeitrag von Paul Sandmann, November 2012

Paul Sandmann ist Indie-Autor. Sein Erstlingswerk, an dem er sechs Jahre lang gearbeitet hat, wird demnächst erscheinen. Schreibe Paul Sandmann auf Twitter unter http://twitter.com/PaulSandmann

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen