Freitag, 23. November 2012

Buchbesprechung / Rezension: Schneemann von Jo Nesbø

Nur Harry Hole erkennt, dass es sich beim Verschwinden von jungen Müttern um die Taten eines Serienmörders handelt. Es sind einfach zu viele, die spurlos verschwinden, und zwar immer mit dem Wintereinbruch. Die Leichen sind weg, aber an den Tatorten findet sich immer ein Schneemann, so dass der Serienmörder schnell seinen Namen bekommt.


Das erste Opfer des Killers war dessen eigene Mutter, die er für seine tödliche Erbkrankheit verantwortlich macht. Die Morde an den anderen Frauen sind lediglich eine grausame Wiederholung des ersten Mordes. Zum Ende des Buches, kurz vor der rasanten, finalen Auseinandersetzung zwischen Mörder und Polizist, offenbart Nesbo detailliert und nachvollziehbar das Innenleben des intelligenten Mörders. Dieser entwickelt im Laufe der Zeit einen immer größeren Sadismus. Seine Taten werden fortlaufend grausamer und nehmen zugleich (im Sinne des Unentdecktbleibens) immer professionellere Züge an.

Jo Nesbo wurde einmal gefragt, welche grausame Tötungsart er in seinen Krimis favorisiert. Seine Antwort war: „Mein Favorit ist immer die Methode, die ich mir gerade ausdenke. Ich versuche mir immer neue Arten einfallen zu lassen. Amputationen finde ich gerade zum Beispiel sehr interessant. Eigentlich habe ich keinen Folter-Favoriten, Hauptsache abgeschnittene Körperteile sind dabei.“ (zum Interview) Abgeschnittene Körperteile gibt es im Schneemann genug.

Nesbo führt den Leser von Spur zu Spur, von Verdächtigem zu Verdächtigem. Der Spannungsbogen bleibt stets erhalten, es kommt keine Langeweile auf, dafür sorgen die zahlreichen überraschenden Wendungen, die Nesbo gekonnt eingewoben hat. Was wird als nächstes Geschehen? Ist das jetzt der Mörder oder wieder eine falsche Spur? Da gerät z.B. der Schönheitschirurg Idar Vetlesen, bei dem alle Opfer in Behandlung waren, in Verdacht, aber der wird selbst ermordet. Seine Ermittlungen führen Harry und seine Assistentin Katrine nach Bergen, wo ebenfalls Morde stattgefunden haben. Die beiden finden die grausam zugerichtete Leiche des verschwundenen Polizisten Gert Rafto, der ebenfalls diese mysteriösen Fälle untersucht hatte.

Neben der Suche nach dem Serienmörder spielt auch Harrys Privatleben eine Rolle. Insbesondere die Beziehung zu seiner Ex-Freundin Rakel, die inzwischen mit dem Arzt Mathias liiert ist, sich aber immer noch mit Harry trifft und auch eine Verhältnis mit ihm anfängt. Auch ist der ständige Kampf mit seiner Alkoholsucht ein stetig wiederkehrendes Thema.

Auch der Zeitungsverleger Arve Støp wird verdächtigt, da er sexuelle Beziehungen zu mehreren Opfern unterhielt. Katrine, Harrys Assistentin und wie sich später herausstellt Raftos Tochter, will dem Zeitungsverleger mit Gewalt ein Geständnis entlocken und Selbstjustiz verüben. Harry vereitelt diese Tat, seine Assistentin landet in der Psychiatrie. Alleine aus dieser Teilgeschichte hätte man eine guten Krimi machen können.

Als Harry durch Zufall herausfindet, dass die Leichen der Opfer in der Pathologie „entsorgt“ werden, kommt er dem tatsächlichen Täter nahe, gefährlich nahe. Seine Ex-Freundin Rakel und deren Sohn geraten in Lebensgefahr. Es kommt zu einem grandiosen Showdown, zu einem Kampf auf Leben und Tod.

Wer eine spannende, kurzweilige Lektüre sucht, der sollte Nesbos Schneemann unbedingt lesen.

Übrigens, Martin Scorsese arbeite bereits an der Verfilmung des "Snowman". Das kann nur ein spannender Film werden.

Zu weiteren  Rezensionen von  Jo Nesbo auf Bücher und eBooks:

Kakerlaken, Die Larve und Headhunter

Nesbo, Jo
Schneemann
Ullstein Taschenbuch 2009
496 Seiten
ISBN-10: 3548281230
ISBN-13: 978-3548281230
EURO 9,95



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