Lion Feuchtwanger schrieb drei Jahre an seinem Roman Erfolg, als dieser 1930 endlich erschien, wurden die Verlagsvertreter in zahlreichen Buchhandlungen abgewiesen. So groß war schon zu dieser Zeit der gesellschaftliche und politische Einfluss der Nazis.
Lion Feuchtwanger wählt in Erfolg die Erzählperspektive eines Historikers des Jahres 2000, der zurückschauend über eine dunkle Zeit berichtet. Diese Fiktion wird durch die Einbindung von zeitgenössischen Quellen, wie z.B. Statistiken und Zeitungsberichte, unterstützt.
Die zahlreichen Handlungsstränge, die ungeheure Zahl der Protagonisten, die zeitlichen Sprünge und die wechselnden Erzählperspektiven werden gekonnt durch eine inhaltliche Klammer zusammengehalten. Das ist die Geschichte um den Leiter der staatlichen Kunstsammlungen in München, Dr. Martin Krüger. Den reaktionären Kräften gilt dieser Förderer der avantgardistischen Kunst als ein Symbol der Räterepublik. Sie verwickeln ihn intrigant in einen Meineidsprozeß, er wird zu mehreren Jahren Haft verurteilt. Seine Freundin Johanna Krain, unterstützt vom schweizerischen Schriftsteller Jacques Tüverlin, versucht, ihn frei zu bekommen. Sie muss es mit mächtigen Gegnern, wie dem bayerischen Justizminister Otto Klenk, aufnehmen. Krüger stirbt schließlich kurz vor seiner Entlassung an einem Herzleiden.
Lion Feuchtwanger nutzt zahlreiche Nebenfiguren aus den verschiedensten gesellschaftlichen Schichten, um die Atmosphäre des aufkommenden
Nationalsozialismus gekonnt zu beschreiben. Vielen Interpreten gilt Erfolg als Schlüsselroman, da die Protagonisten vielen Persönlichkeiten der Zeitgeschichte entsprechen: Dr. Pfisterer und Lorenz Matthäi sind die Schriftsteller Ludwig Ganghofer und Ludwig Thoma, Kutzner, der Führer der Wahrhaft Deutschen, ist Adolf Hitler, Kaspar Pröckl ist Bertold Brecht usw. Entsprechend großen Raum nimmt der Kutzner- (Hitler-) Putsch und die Erklärungsversuche für das Phänomen des Nationalsozialismus im Roman ein. Lion Feuchtwanger lässt Kutzner beispielsweise am Putschabend Hitlers Bürgerbräu-Rede halten, setzt aber mit dem fiktiven Schlusswort "Maßkrug her!" eine satirische Pointe.
Fazit: Erfolg ist eine ebenso tiefgründig wie unterhaltsame Lektüre über den aufkommenden Nationalsozialismus in der deutschen Provinz. Gut lesbar, trotz der umfassenden Konstruktion der Figuren und Haupt- und Nebenhandlungen kohärent und überschaubar. Erfolg ist ein Buch, das man lesen sollte.
Feuchtwanger, Lion
Erfolg
Aufbau Verlag 2008
878 Seiten
ISBN-10: 374665629X
ISBN-13: 978-3746656298
EURO 12,99
Weiterführende Informationen:
Historisches Lexikon Bayerns
Umfassende Inhaltsbeschreibung
Kann mich dem Kommentar nur anschießen. Sehr gutes Buch.
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