Samstag, 29. September 2012

Ein plötzlicher Todesfall - erste Rezensionen!

(Rezension zu "Ein plötzlicher Todesfall" auf Bücher und eBooks: hier klicken.)

Bei den meisten Rezensenten kam das neue Buch der Harry Potter Autorin nicht gut an. Nachfolgend eine kurze Presseschau:

Der SPIEGEL nennt gleich "Fünf Gründe, warum Sie Rowlings Buch nicht lesen müssen" und zählt sie dann auf: 1. Zu viel Sex, 2. Zu simpel und zu gekünstelt, 3. Zu realitätsfremd, 4. Platte Figuren und 5. Es sollte kein Kinderbuch werden.

Realitätsferne stellt auch die Süddeutsche Zeitung fest: "Ausgerechnet J. K. Rowling, die zur reichsten Frau Großbritanniens aufgestiegen ist, übt die Sozialkritik, die nicht nur in England als vorgestrig und unterkomplex gilt. In ihrem Buch hat sie ein vergessenes Land aufgesucht. Schrecklich ist es, wie ein Märchen."

Auch der Rezensent von DIE WELT scheint nur wenig amused und schreibt in seiner Live-Rezension: "Und wie ist das Buch nun unterm Strich? Misslungen, daran führt kein Weg vorbei. Wäre das ein Fußball-Liveticker, dann würde man vielleicht sagen: Die Einstellung stimmte, ein paar Ansätze waren erkennbar und gute Chancen gab es auch, eine Handvoll jedenfalls."

Das Hamburger Abendblatt ist nicht ganz so hart im Urteil: "Und Joanne K. Rowlings 'Ein plötzlicher Todesfall" ist kein schlechtes Buch. Aber auch kein außergewöhnlich gutes."

Auch die Frankfurter Rundschau hat ihrer Zweiffel an der literarischen Qualität: "Es ist ein Buch, das so gut, so geschmeidig geschrieben ist, dass man es trotz seines Umfangs in einem halben Tag und einer halben Nacht lesen kann – die Rezensentin hat es ausprobiert. Aber es ist auch ein Buch, nach dem wenige Hähne krähen würden, stünde nicht J. K. Rowling auf dem Titel ..."

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung zeigt sich nur wenig überzeugt: "Dass J. K. Rowlings neuer Roman nicht als eines der großen sozialkritischen Werke in die Literaturgeschichte eingehen wird, liegt an seinen erzählerischen Schwächen. Nicht nur ist `Ein plötzlicher Todesfall` extrem langatmig geraten, sondern die Autorin begeht einen schwerwiegenden Fehler, den man ihr nach `Harry Potter` niemals zugetraut hätte: nichts überlässt sie der Vorstellung des Lesers. Stattdessen verliert sich der Roman in einem Übermaß an Beschreibungen."

Auch die New York Times gibt sich äußerst kritisch: "Der Leser kann nur hoffen, dass sie nicht versucht, die Muggelwelt von Pagford in weiteren Bänden auszugestalten ..."

Nun ja, kaufen werde ich mir "Ein plötzlicher Todesfall" nicht, aber in der Bibliothek werde ich mir das Buch besorgen, um mir selbst eine Meinung zu bilden. Aber, wetten, es wird dennoch ein Bestseller?


Freitag, 28. September 2012

Headhunter von Jo Nesbo – ein spannender Krimi

Roger Brown, der Antiheld und Ich-Erzähler, arbeitet als moderner Kopfjäger (Headhunter). Er sucht hochqualifizierte Führungskräfte für das Topmanagement der norwegischen Wirtschaft. Geschickt nutzt er die Gespräche mit den Bewerbern, um herauszufinden, welche Kunstgegenstände sie sammeln und wie diese gesichert sind. In der Schaltzentrale eines Sicherheitsunternehmens hat Roger zudem einen Komplizen als Überwachungschef installiert, der die Alarmanlagen via Computersystem lahmlegt. Die wertvollen Gemälde werden gegen Reproduktionen ausgetauscht, so dass es lange dauert, bis der Diebstahl überhaupt bemerkt wird. Rogers Frau Diana führt eine Galerie, allerdings fehlt ihr der Geschäftssinn, so dass Roger auf diese illegale Einnahmequelle kam.




Als Roger den niederländischen Manager Greve trifft und versucht, ihm die Geschäftsführerposition bei einer norwegischen GPS-Firma zu verschaffen, hat er einen gleichwertigen Gegner vor sich. Die zu besetzende Stelle wird vom Unternehmen Pathfinder ausgeschrieben, welches eine Konkurrenzfirma von HOTE ist, bei der Greve früher zuvor arbeitete. Roger erfährt, dass Greve ein verschollenes Gemälde von Rubens im Nachlass seiner Großmutter entdeckt hat. Sofort beginnt er, den Diebstahl vorzubereiten.

Aber auch Greve hat einen dunklen Plan: er arbeitet immer noch für seine „alte“ Firma, und zwar mit dem Ziel, Pathfinder zur Fusion mit HOTE zu zwingen. Greve will von Anfang an Roger benutzen, um in die angestrebte Position bei Pathfinder zu kommen. Seine Initiativ-Bewerbung wäre sicherlich abgeschlagen worden. Dem Vorschlag von Norwegens bestem Headhunter würde der Vorstand von Pathfinder jedoch folgen, so Greves Kalkül. Um seine Pläne voranzutreiben, macht er sich an Rogers Frau heran, damit diese ihn mit ihrem Mann zusammenbringt. Als Roger merkt, dass Greve ihn benutzt und nicht er, wie üblich, alle Fäden in der Hand hält und den anderen manipuliert, geht es in der Auseinandersetzung bald um Leben und Tod. Dass der Niederländer, ein ehemaliger Elitesoldat, ein Verhältnis mit Rogers Frau Diana hat, gibt dem Zweikampf noch eine ganz persönliche Note.

Roger wird verhaftet für zwei Morde, die Greve begangen hat. Das Polizeiauto, in welchem er zum Revier gebracht werden soll, wird von einem LKW, den Greve steuert, gerammt. Alle Insassen, bis auf Roger, sterben. Roger entkommt und schmiedet nun einen Racheplan, um Greve zur Strecke zu bringen.

Am Schluss sind es acht tote Menschen und ein toter Hund. Ein Fernsehmoderator und ein mediensüchtiger Polizist, tappen in die ihnen gestellte Falle und erzählen der Öffentlichkeit die vom Gewinner des Duells ausgedachte Geschichte. Ach ja, und da ist noch Diana, Rogers Frau, die, so will es der Allgemeinplatz, sich für den richtig „bösen Jungen“ entscheidet …

Der Ich-Erzähler lässt uns teilhaben an seinem Leben, erzählt uns vom großen Drama seiner Ehe und gewährt uns tiefe Einblicke in sein Gefühlsleben. Der Zuhörer wird Ohrenzeuge der inneren Dialoge und kann so die Handlungen dieses Antihelden sehr gut nachvollziehen. Roger ist eine sehr ambivalente Figur: Zum einen ist er ein Krimineller, zum anderen sind seine Motive verständlich. Aber man kommt ihm nie so nahe, dass er einem sympathisch wird. Greve, sein Widersacher, ist deutlich negativer gezeichnet, was naturgemäß der Perspektive des Ich-Erzählers geschuldet ist.

Das Buch ist derart spannend, flüssig und gut geschrieben, dass man gebannt zuhören muss - bis zum fulminanten Ende. Johannes Steck ist ein Sprecher, der ohne übertriebene Intonation mit angenehmer Stimme diesen Krimi vorträgt.

Nesbo, Jo
Headhunter (Audiobook)
287 Minuten
Johannes Steck (Sprecher), Günther Frauenlob (Übersetzer)
Downtown; Gekürzte Lesung, 2010
ISBN-10: 3869090375
ISBN-13: 978-3869090375
EURO 14,95




Mittwoch, 26. September 2012

27.9.12, Donnerstag, 9 Uhr: Der plötzliche Todesfall

Laut Bericht von "Die Welt" startet das lang erwartete Buch von Joanne K. Rowling in Deutschland mit einer Auflage von 500.000 Exemplaren. Der Ullstein Verlag in Berlin verlegt das Taschenbuch, der Hamburger Carlsen Verlag bringt zuvor das Hardcover auf den Markt.

Und die Herausgeber wissen, wie man eine Medienhype inszeniert. So wurden Journalisten von The New Yorker und The Guardian unter strengsten Auflagen erste Einblicke gewährt. Die Journalisten Decca Aitkenhead von The Guardian schreibt: "Ich musste mehr juristische Dokumente als bei einem Hauskauf üblich unterschreiben, bevor ich Der plötzliche Todesfall unter strengen Sicherheitsvorkehrungen in den Londoner Büros von Little, Brown lesen durfte."

Decca Aitkenhead berichtet über den Inhalt von Der plötzliche Todesfall:

Die Geschichte beginnt mit dem Tod eines Pfarrgemeinderats in der hübschen West Country Dorf Pagford. Barry, der Tote, stammte aus einem ländlichen Ghetto und die braven Bürger von Pagford wollen nun den frei gewordenen Sitz mit einem angenehmeren Kandidaten besetzen, der besser ihrem Mittelstandsempfinden entspricht. Es geht um Drogen, Prostitution, Gewalt, Paranoia, Intrigen ... also kein einfacher Stoff.

Von Harry Potters Zaubergeschichten zum sozialen Realismus? Ich bin gespannt!

Hier geht es zum Bericht von The Guardian und einem interessanten Interview-Video mit J.K. Rowling: The Guardian

Montag, 24. September 2012

Vertrieb über BookRix ab Oktober kostenlos!

Self-Publisher lieben BookRix. Dafür stehen die über 100.000 Bücher, die auf dieser Plattform angeboten werden. Wer sein Buch auf BookRix bisher einstellte und wollte, dass es auch auf den führenden Verkaufsplattformen für eBooks angeboten wird, zahlte bisher einmalig pro Titel 19,99 €. Angesichts der riesigen Community von BookRix war das schon ein akzeptabler Preis. "Bücher und eBooks" berichtete darüber bereits im Februar 2012.

Im Vorfeld der Frankfurter Buchmesse überraschte BookRix nun die Verlagsbranche mit einer Kehrtwende.

"Wir haben erkannt, dass Autoren kostenlosen und unkomplizierten Zugang zu den Online-Stores brauchen, um einen freien eBook-Markt mitgestalten zu können", sagte Gunnar Siewert, Mitgründer des Unternehmens. "Wir wollen die Bücher der Autoren und nicht ihr Geld". 


BookRix streicht ab Oktober sämtliche bisher anfallenden Gebühren. Autoren können dann kostenfrei ihre  eBooks veröffentlichen und in den wichtigsten Stores (Amazon, Apple iBookstore, Thalia etc.) anbieten und verkaufen.

In der Pressemitteilung heißt es auch: "Dementsprechend wird das Unternehmen auch allen Autoren, die bereits kostenpflichtig ein eBook via BookRix veröffentlicht haben, die gezahlten Gebühren vollständig zurückerstatten."

Eine sehr gute Idee und ein überzeugendes Vorgehen!

Quelle und Zitate aus: Pressemeldung BookRix vom 20.9.12

Freitag, 21. September 2012

GASTBEITRAG von Martin Schmid: Der Pakt der Schwerter von James Aitcheson – Historischer Roman


Zu Beginn des Jahres 1069 ist England immer noch ein geteiltes Königreich. Denn die normannische Eroberung durch Wilhelm den Eroberer (französisch Guillaume le Conquérant, englisch William the Conqueror, vor der Eroberung Englands Wilhelm der Bastard genannt) hat sich nicht mit einem Schlag auf dem Schlachtfeld von Hastings 1066 zugetragen. Der Süden und Mittelengland unterwarfen sich relativ schnell, innerhalb von Wochen nach der Niederlage von Harold bei Hastings. Die Northhumbrier dagegen weigern sich immer noch den Treueid auf den neuen König zu leisten.



In den ersten Monaten des Jahres 1069 bestimmt der König für das northumbische Gebiet Robert de Commines zum Earl und schickt ihn nach Norden, um die Provinz mit Gewalt zu nehmen. Diese Episode und ihr Nachspiel bilden den zeitliche Rahmen für den Roman“Der Pakt der Schwerter“. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Tancred a Dinant sowie seine Gefährten Wace de Douvres und Eudo de Reyes.

Im rebellischen Northumberland geraten Tancred und seine Kameraden bei der Schlacht von Dunholm (alter britischer Ortsname von Durham) in einen Hinterhalt, bei dem sein Lehnsherr getötet wird. Dies ist jedoch erst der Auftakt der englischen Rebellion, die Prinz Eadgar Etheling, der Letzte aus dem angelsächsischen Königsgeschlecht, anführt. Wace und Eudo bringen ihren verletzten Kameraden Tancred nach Eoferwic (alter britischer Ortsname von York). Hier regiert der Namesvetter des Königs, Guillaume Malet als Vicomte. Nach der Genesung von Tancred übernehmen die Kameraden einen folgenschweren Auftrag für den Vicomte. Während die alles entscheidende Schlacht um Eoferwic naht, stößt Tancred auf ein Komplott des Feindes, das das Schicksal Englands besiegeln könnte.

Das Buch ist spannend und Actiongeladen geschrieben und hält sich sehr nahe am geschichtlichen Hintergrund der normannischen Eroberung von England.

Der historische Roman ist für ein Erstlingswerk sehr gut geschrieben, auch wenn er meiner Meinung nach noch nicht ganz in meine Kategorie der „Top-10- Prozent“, wie z.B. „Der Medicus“ von Noah Gorden oder „Die Säulen der Erde“ von Ken Follett, fällt.

James Aitcheson wurde 1985 in Wiltshire, England, geboren und studierte Geschichte in Cambridge. Der Pakt der Schwerter ist der erste Roman des Historikers.

Aitcheson, James
Der Pakt der Schwerter
544 Seiten
Wilhelm Goldmann Verlag, 2012
ISBN-978-3-442-47713-5
EUR 9,99 Taschenbuch

Die Originalausgabe erschien 2011 unter dem Titel „Sworn Sword“ bei Preface Publishing, London.

Sonntag, 16. September 2012

Der kleine Hobbit wird 75 Jahre alt.

Am 21. September 1937 erschien im Verlag George Allen & Unwin "Der kleine Hobbit". Das erste Buch  des Sprachwissenschaftlers und Schriftstellers John Ronald Reuel Tolkien.

Fast 20 Jahre später folgte Tolkiens Trilogie "Der Herr der Ringe", eines der erfolgreichsten Fantasywerke aller Zeiten. "Der kleine Hobbit" ist ein Kinderbuch.

Hobbits sind kleine, haarige Wesen mit sympathischen Wesenszügen, die gerne Pfeife rauchen und Bier  trinken und einen gemütlichen Lebensstil bevorzugen.



Im "Kleinen Hobbit" geht es um Bilbo Beutlin (den Onkel von Frodo Beutlin), der gemeinsam mit 13 Zwergen und einem Zauberer einem Drachen einen Schatz abnehmen will. Elben, aber auch die fruchtbaren Orks kreuzen den Weg der Gefährten. Ob Gollum, Gandalf oder Elrond, wichtige Figuren von "Herr der Ringe" werden hier bereits vorgestellt. Am Ende findet Bilbo einen Zauberring, der dann im "Herr der Ringe" eine zentrale Rolle spielen wird.

Tolkien, J.R.R.
Der kleine Hobbit
336 Seiten
Deutscher Taschenbuch Verlag Oktober 2012 - jetzt reservieren
ISBN-10: 3423214120
ISBN-13: 978-3423214124
Empfohlenes Alter: 12 - 14 Jahre
EURO 7,95

Freitag, 14. September 2012

Rezension / Buchbesprechung: Ewig Dein von Daniel Glattauer

Vor Ostern, in der Käseabteilung eines Supermarkts, fährt ein Mann einer Frau mit dem Einkaufswagen in die Ferse. Judith ist 36 und  Besitzerin eines Lampengeschäfts in Wien. Sie ist Single und will an diesem Zustand auch nichts ändern. Zu viele, nicht gerade gute Erfahrungen mit Männern haben sie zur Überzeugung gebracht, selbstständig durch das Leben zu gehen. Was sie allerdings nicht daran hindert, hin und wieder unverbindliche Bekanntschaften zu haben.

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Hannes ist ein paar Jahre älter und Architekt. Er macht ihr nach allen Regeln der Kunst den Hof. Bald erliegt sie seinem Charme. Hannes nimmt schnell auch ihre Freunde und sogar ihre Mutter für sich ein. Er weicht ihr nicht von der Seite. Seine Liebe beginnt, sie zu erdrücken. Auf einer Venedigreise erkennt sie, dass sie sich auf gar keinen Fall eine gemeinsame Zukunft mit diesem Mann vorstellen kann. Judith will die Trennung.

Was als Romanze begann, wird nun zum Psychothriller. Hannes lässt sie nicht los. Immer wieder schickt er ihr neue Liebesbeweise: Rosen, Briefe, SMSen ....  und verfolgt sie. Hannes wird zum Stalker.   Glattauer erzählt, wie es Judith zunehmend schwerer fällt, ihren Alltag zu meistern. Als sie einen jungen Mann kennen lernt und mit ihm schläft, hat sie im Morgengrauen einen Albtraum von Hannes und beißt ihrem Liebhaber in den Arm. Judith ist verzweifelt, sie leidet schließlich an Verfolgungswahn.  Überall sieht sie ihren Ex, sie hört immer wieder seine Stimme.

Als sie nach einem Nervenzusammenbruch in der Psychatrie landet, hilft Hannes ihr. Dankbar nimmt sie seine Hilfe an und beginnt, ihm wieder zu vertrauen. Die zahlreichen Psychopharmaka versetzen Judith in einen dauerhaften Dämmerzustand. Wären da nicht nicht die 16-jährige Azubine und ihr Freund, die das dunkle Geheimnis von Hannes ans Licht bringen, würde die Geschichte für Judith böse enden.

Glattauer beschreibt nachvollziehbar und eindringlich Judiths Weg von der selbstbewussten Frau zum verzweifelten Stalking-Opfer und zur Psychiatrie-Patientin. Überraschungen gibt es wenig, erst am Schluss kommt eine erstaunliche Wendung. Die anfängliche Romanze kommt so übertrieben daher, dass die Lektüre schon etwas anstrengend ist. Der psychische Verfall liest sich dagegen äußerst spannend. Eine Irritation, wer nun hier der Böse und wer der Gute ist, gibt es allerdings nicht.

Fazit: Ewig Dein ist für mich nicht Glattauers bester Roman, aber durchaus empfehlenswert.

Glattauer, Daniel 
Ewig Dein
Wien 2012
205 Seiten
ISBN: 978-3-552-06181-1
EURO 17,90

Weitere Rezensionen zu Daniel Glattauer:
Darum
Schauma mal




Donnerstag, 13. September 2012

Krambambuli


Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach, geboren am 13. September 1830 auf Schloß Zdislawic/Mähren, schrieb 1884 die Erzählung Krambambuli:

Der Revierjäger Hopp entdeckt in einem Wirtshaus einen Jagdhund, der einem betrunkenen Herumtreiber gehört und kauft ihn seinem Besitzer ab. 

Jahre später stehen sich Hopp und der ehemalige Besitzer von Krambambuli, inzwischen ein Mörder, auf Tod und Leben gegenüber. Hopp hetzt den Hund auf den Wilderer, dieser redet beschwörend auf seinen früheren Hund ein. Zunächst irritiert entscheidet sich Krambambuli schließlich für sein ehemaliges Herrchen ...

Eine sehr kurze Erzählung, die sich zu lesen lohnt.
"Vorliebe empfindet der Mensch für allerlei Dinge und Wesen. Liebe, die echte, unvergängliche, die lernt er – wenn überhaupt – nur einmal kennen. So wenigstens meint der Herr Revierjäger Hopp. Wie viele Hunde hat er schon gehabt, und auch gern gehabt; aber lieb, was man sagt lieb und unvergeßlich, ist ihm nur einer gewesen – der Krambambuli. Er hatte ihn im Wirtshause zum Löwen in Wischau von einem vazierenden Forstgehilfen gekauft oder eigentlich eingetauscht." (Weiterlesen bei Projekt Gutenberg ...)

Dienstag, 11. September 2012

Große Zuwächse im deutschen eBook-Markt

Das Marktforschungsunternehmen media control hat heute neue Zahlen zum deutschen eBook-Markt veröffentlicht.  Basis des eBook-Reports ist eine repräsentative Umfrage unter 10.000 Personen. 

Nachfolgend das Wichtigste zusammengefasst:

  • Im ersten Halbjahr 2012 wurden in Deutschland rund 4,59 Millionen  eBooks gekauft. Das entspricht den Verkaufszahlen des gesamten Jahres 2011. 
  • 2011 lag der eBook-Anteil noch bei einem Prozent, im ersten Halbjahr 2012 hat er sich verdoppelt.
  • Das Preisniveau sinkt: 2011 betrug der Durchschnittspreis 9,56 Euro; zwischen Januar und Juni 2012 lag er bei 8,64 Euro.
  • Zusätzlich gab es im Betrachtungszeitraum rund 3,24 Millionen kostenlose eBook-Downloads. 
Quelle: media control

Droht einer neuer Preiskrieg auf dem US-Markt für eBooks?

Unter dem Titel "Fauler Apfel? Preisabsprachen?" wurde an dieser Stelle bereits im März 2012 über das sog. Agentur-Modell von Apple berichtet: 

Die Verlage legen einen Preis für eBooks fest. Apple erhält von diesem Fixpreis pauschal 30 Prozent. Konkurrierende Händler dürfen nicht billiger verkaufen. Das ganze Modell richtete sich gegen Amazon und seine Dumping-Preise bei eBooks. Laut „The Wallstreet Journal“ soll Steve Jobs zu den Verlegern gesagt haben: „Und ja, der Kunde zahlt dann ein wenig mehr, aber das wollt ihr ja sowieso." Die beteiligten Verlage sahen hier eine Chance, den Preisverfall bei eBooks zu stoppen.

Am 5. 9.12 trat das vom US-Justizministerium zur Verhinderung von Preisabsprachen auf dem eBook-Markt vorgelegte  Agency-Settlement in Kraft. Die Verlage Simon & Schuster, Hachette Livre und Harper Collins unterzeichneten und verpflichten sich, keine weiteren Vereinbarungen mit Apple zu treffen und von den bereits bestehenden Verträgen mit eBook-Händlern zurückzutreten.

Apple, Macmillan und Penguin wehren sich weiterhin gegen den Vergleich. Laut Bericht der New York Times befürchten sie ebenso wie zahlreiche weitere Kritiker dieser Regelung, dass nun amazon die Preise für eBooks wieder auf  9,99 $ oder sogar noch weniger senken könnte.

Von einem neuerlichen Preiskrieg würden zum Nachteil der Händler, Verlage und Autoren kurzfristig die Käufer profitieren. Es ist anzunehmen, dass viele Player auf dem Markt einen Preiskrieg wirtschaftlich nicht überstehen würden. Wer bestimmt bei fehlender Konkurrenz dann den Preis?

Quelle und weiterführende Informationen:New York Timesbuecher.at, boersenblatt

Sonntag, 9. September 2012

Kindle Serials ist am 6.9.12 gestartet

Am 6..9.12 hat amazon bekannt gegeben, dass ein neues Format startet: 

Kindle Serials sind Geschichten, die als Fortsetzungsgeschichten veröffentlicht werden. Wer ein Kindle Serial  kauft, der erhält Zugriff auf alle vorhandenen Folgen und auch alle zukünftigen. Neue Episoden werden einfach am Ende des vorhandenen Buchs hinzugefügt.

Leser können in den amazon-Foren die Serials diskutieren und so evt. den Lauf einer Geschichte beeinflussen. 

Unter www.amazon.com / kindleserials stehen seit dem 6.9.12 die ersten acht Kindle Serials zum  Einführungspreis von1,99 $ zum Kauf bereit. Vorerst gibt es dieses neue Format ausschließlich in den USA.

Freitag, 7. September 2012

Rezension / Buchbesprechung Erfolg von Lion Feuchtwanger

"[D]ie Geschehnisse zwischen den Kriegen von 1914 und 1939, das heißt der Wiedereinbruch der Barbarei in Deutschland und ihr zeitweiliger Sieg über die Vernunft" benennt Lion Feuchtwanger im Nachwort zu seinem Roman Exil (1940) als thematische Klammer seiner Wartesaaltrilogie. Zu dieser gehören neben Exil die Romane Erfolg (1930) und Die Geschwister Oppermann (1933).



Lion Feuchtwanger schrieb drei Jahre an seinem Roman Erfolg, als dieser 1930 endlich erschien, wurden die Verlagsvertreter in zahlreichen Buchhandlungen abgewiesen. So groß war schon zu dieser Zeit der gesellschaftliche und politische Einfluss der Nazis.

Lion Feuchtwanger wählt in Erfolg die Erzählperspektive eines Historikers des Jahres 2000, der zurückschauend über eine dunkle Zeit berichtet. Diese Fiktion wird durch die Einbindung von zeitgenössischen Quellen, wie z.B. Statistiken und Zeitungsberichte, unterstützt.  

Die zahlreichen Handlungsstränge, die ungeheure Zahl der Protagonisten, die zeitlichen Sprünge und die wechselnden Erzählperspektiven werden gekonnt durch eine inhaltliche Klammer zusammengehalten. Das ist die Geschichte um den Leiter der staatlichen Kunstsammlungen in München, Dr. Martin Krüger. Den reaktionären   Kräften gilt dieser Förderer der avantgardistischen Kunst als ein Symbol der Räterepublik. Sie verwickeln ihn intrigant in einen Meineidsprozeß, er wird zu mehreren Jahren Haft verurteilt. Seine Freundin Johanna Krain, unterstützt vom schweizerischen Schriftsteller Jacques Tüverlin, versucht, ihn frei zu bekommen.  Sie muss es mit mächtigen Gegnern, wie dem bayerischen Justizminister Otto Klenk, aufnehmen. Krüger stirbt schließlich kurz vor seiner Entlassung an einem Herzleiden. 

Lion Feuchtwanger nutzt zahlreiche Nebenfiguren aus den verschiedensten gesellschaftlichen Schichten, um die Atmosphäre des aufkommenden  Nationalsozialismus  gekonnt zu beschreiben. Vielen Interpreten gilt Erfolg als Schlüsselroman, da die Protagonisten vielen Persönlichkeiten der Zeitgeschichte entsprechen: Dr. Pfisterer und Lorenz Matthäi sind die Schriftsteller Ludwig Ganghofer und Ludwig Thoma, Kutzner, der Führer der Wahrhaft Deutschen, ist Adolf Hitler, Kaspar Pröckl ist Bertold Brecht usw. Entsprechend großen Raum nimmt der Kutzner- (Hitler-) Putsch und die Erklärungsversuche für das Phänomen des Nationalsozialismus im Roman ein. Lion Feuchtwanger lässt Kutzner beispielsweise am Putschabend Hitlers Bürgerbräu-Rede halten, setzt aber mit dem fiktiven Schlusswort "Maßkrug her!" eine satirische Pointe.

Fazit: Erfolg ist eine ebenso tiefgründig wie unterhaltsame Lektüre über den aufkommenden Nationalsozialismus in der deutschen Provinz. Gut lesbar, trotz der umfassenden Konstruktion der Figuren und Haupt- und Nebenhandlungen kohärent und überschaubar. Erfolg ist ein Buch, das man lesen sollte.


Feuchtwanger, Lion
Erfolg
Aufbau Verlag 2008
878 Seiten
ISBN-10: 374665629X
ISBN-13: 978-3746656298
EURO 12,99


Weiterführende Informationen:
Historisches Lexikon Bayerns
Umfassende Inhaltsbeschreibung



Donnerstag, 6. September 2012

Self-Publishing: Ein Ratgeber für Autoren - gratis!

Smashwords ist eine kalifornische Self-Publishing-und Distributions-Plattform für eBooks und seit 2008 online. Das Handling und das Angebot entspricht anderen Plattformen, wie z.B. Kindle Direct Publishing oder XinXii:
Autoren laden ihre Manuskripte als Word-Dateien hoch. Die Dateien werden in mehrere eBook-Formate konvertiert. Der Autor bestimmt den Preis, der Leser lädt die eBooks von der Plattform auf sein Lesegerät.

Jetzt hat der Gründer  der Plattform, Mark Coke, auf 112 Seiten interessante Informationen und Tipps für selbstverlegende Autoren zusammengestellt. Das eBook "The Secrets to Ebook Publishing Success - How to Reach More Readers with Your Words" gibt es bei  Smashwords, und zwar gratis. 

Das ist erfreulich, denn inzwischen haben zu viele Geschäftemacher entdeckt, dass man mit einem hurtig aus dem Internet zusammenkopierten  eBook zum Thema "Reich werden mit eBooks" unbedarften Self-Publishing-Autoren ganz gut das Geld aus der Tasche ziehen kann. Wer am Ende dabei verdient, dürfte wohl klar sein. 







Dienstag, 4. September 2012

Literatur im Fernsehen: WILLIAM S. BURROUGHS: A MAN WITHIN

Bis zum 9.9.12 in der ARTE Mediathek online ansehen:

WILLIAM S. BURROUGHS: A MAN WITHIN (USA, 2011, 88 Minuten) ARTE

 "William S. Burroughs wurde 1914 in Saint Louis, im US-Bundesstaat Missouri geboren und verstarb 1997 an den Folgen eines Herzinfarktes. Sein Roman "Naked Lunch", 1959 erschienen, verbreitete sich ungebremst in der Schwulenszene und wurde von Künstlern und Hippies verschlungen. Burroughs prägt in seinen Werken die Technik des "cut-up", das heißt, eine Erzählung wird in beliebig viele Einzelteile zerschnitten und wahllos neu zusammengefügt. Die daraus resultierende verwirrende Erzählstruktur ermöglicht diverse Interpretations- und Lesearten ein und desselben Werkes. Burroughs wird neben Allen Ginsberg und Jack Kerouac zur prägenden Gestalt der Beat-Literatur." ... weiterlesen und zur ARTE Mediathek

Sonntag, 2. September 2012

GASTBEITRAG Margarete Merkle: Buch von Naghi Naghachian: Die Vierzeiler von Omar Khayyam

Kurz-Rezension

Zeitlos schön sind die Vierzeiler des persischen Dichters, Philosophen und Mathematikers. Die Gedichte wurden deshalb in viele Sprachen übersetzt und im Laufe der Jahrhunderte immer wieder kopiert und interpretiert.

Nun hat sich der persische Künstler Naghi Naghachian der Vierzeiler angenommen und sie durch seine feinsinnigen und liebevoll gestalteten Illustrationen modern interpretiert. Das Buch ist viersprachig, es enthält außer der Originalsprache Persisch auch deutsche, englische und französische Adaptionen der Gedichte. Für Omar Khayyam-Fans und solche, die es werden wollen, ist dieses Buch ein Muss!

Erschienen ist das Buch bei Epubli. Dort kann auch eine Vorschau angesehen werden.

Naghi Naghachian: Die Vierzeiler von Omar Khayyam
Hardcover/Bildband
152 Seiten/farbig
ISBN: 978-3-84442-1459-8
EURO 159,00

Das Buch ist auch für den DNBP nominiert. Bis 5.9. kann man noch für das Buch voten.

Margarete Merkle, 2.9.2012
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"Bald, beraubt des Lebenshauches, werden wir dort unten ruhn,
Bald mit Ziegeln decken wird man dein Grab und das meine nun;
Dann, um andrer Menschen Gräber auch mit Ziegeln zu bedecken,
In den Ziegelofen wird man deinen Staub und meinen tun."

Zitiert nach: Strophen des Omar Chiijam. Stuttgart, Berlin [o. J.], S. 4.

Rezension / Buchbesprechung: Die Kapuzinergruft von Joseph Roth

"Wir heißen Trotta. Unser Geschlecht stammt aus Sipolje in Slowenien. Ich sage: Geschlecht; denn wir sind nicht eine Familie. Sipolje besteht nicht mehr, lange nicht mehr. Es bildet heute mit mehreren umliegenden Gemeinden zusammen eine größere Ortschaft. Es ist, wie man weiß, der Wille dieser Zeit. Die Menschen können nicht allein bleiben. Sie schließen sich in sinnlosen Gruppen zusammen, und die Dörfer können auch nicht allein bleiben. Sinnlose Gebilde entstehen also. Die Bauern drängt es zur Stadt, und die Dörfer selbst möchten justament Städte werden. [...]
Im heutigen Österreich und in den früheren Kronländern wird es nur noch wenige Menschen geben, in denen der Name unseres Geschlechts irgendeine Erinnerung hervorruft. In den verschollenen Annalen der alten österreichisch-ungarischen Armee aber ist unser Name verzeichnet, und ich gestehe, daß ich stolz darauf bin, gerade deshalb, weil diese Annalen verschollen sind. Ich bin nicht ein Kind dieser Zeit, es fällt mir schwer, mich nicht geradezu ihren Feind zu nennen. [...]
Der Bruder meines Großvaters war jener einfache Infanterieleutnant, der dem Kaiser Franz Joseph in der Schlacht bei Solferino das Leben gerettet hat. Der Leutnant wurde geadelt. Eine lange Zeit hieß er in der Armee und in den Lesebüchern der k. u. k. Monarchie: der Held von Solferino, bis sich, seinem eigenen Wunsch gemäß, der Schatten der Vergessenheit über ihn senkte. Er nahm den Abschied. Er liegt in Hietzing begraben. Auf seinem Grabstein stehen die stillen und stolzen Worte: `Hier ruht der Held von Solferino.`
Die Gnade des Kaisers erstreckte sich noch auf seinen Sohn, der Bezirkshauptmann wurde, und auf den Enkel, der als Leutnant der Jäger im Herbst 1914 in der Schlacht bei Krasne-Busk gefallen ist. Ich habe ihn niemals gesehn, wie überhaupt keinen von dem geadelten Zweig unseres Geschlechts. Die geadelten Trottas waren fromm-ergebene Diener Franz Josephs geworden." (Textquelle: Projekt Gutenberg)


Mit diesen Worten beginnt Joseph Roth, der am 2. September 1894 in Brody bei Lemberg geboren wurde, seinen Roman "Die Kapuzinergruft". Dieser Rückblick auf die Habsbuger Monarchie erschien erstmals 1938, ein Jahr vor dem Tod des Autors im Pariser Exil. In "Die Kapuzinergruft" erzählt der letzte Trotta seine Lebensgeschichte, eng verwoben mit dem Untergang der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie. Der Roman „Die Kapuzinergruft“ ist die Fortsetzung von „Radetzkymarsch“ und spielt in der Zeit um den Ersten Weltkrieg und endet 1938 mit dem "Anschluss" Österreichs.

Franz Ferdinand von Trotta und seine Familie sind am Ende des Krieges verarmt und müssen aus ihrem Wiener Stadthaus eine Pension machen. Alle Versuche von Trottas, sich eine bürgerliche Existenz aufzubauen scheitern. Nach dem Tod der Mutter verkauft Franz Ferdinand die Pension und verbringt sein Leben in den Wiener Kaffeehäusern. Orientierungslos und resigniert sieht er sich einer Nachkriegswelt gegenüber, die er nicht mehr versteht. Mit der Machtübernahme der Nazis in Österreich ist seine Welt endgültig zerstört. Am Ende sucht Franz Ferdinand Zuflucht in der Kapuzinergruft, der Grabstätte der Habsburger. „Wohin soll ich jetzt, ein Trotta?“, will er wissen.

"Die Kapuzinergruft" ist ein zutiefst melancholisches Werk. Der Ich-Erzähler trauert dem Kaiserreich nach, kann mit der Republik nichts anfangen und sieht auch richtigerweise im Anschluss an das Nazi-Reich keine Zukunftshoffnung. Eindrucksvoll beschreibt Joseph Roth den Niedergang einer Familie, die sich ganz und gar dem Dienst an ihrem Kaiser verschrieben hat.

Es handelt sich um eine detaillierte Darstellung der Adelsgesellschaft der Donaumonarchie. Zwar ist von Trotta nicht unsympathisch, doch machen Joseph Roths Ausführungen (ungewollt) deutlich, dass der Lebensstil der alten österreichischen Elite unzeitgemäß, dekadent und unproduktiv war. Ich weiß, dass Roth es anders, nämlich idealisierend zurückblickend, gemeint hat, aber als heutiger Leser kann ich hier nicht folgen.

Roth, Joseph
Die Kapuzinergruft: Roman
Deutscher Taschenbuch Verlag 2003
ISBN-10: 3423131004
ISBN-13: 978-3423131001
192 Seiten
EURO 7,90