Dienstag, 29. Mai 2012

Aus Politik und Zeitgeschichte als kostenlose ePub-Ausgabe downloaden

"Aus Politik und Zeitgeschichte" ist die Beilage zur Wochenzeitung "Das Parlament" und wird von der Bundeszentrale für politische Bildung herausgegeben. Die Beiträge sind von höchstem wissenschaftlichen Niveau und behandeln zeitgeschichtliche und sozialwissenschaftliche Themen sowie aktuelle Fragen der Politik. Wer fundierte Informationen und Analysen zu Themen wie Rechtsextremismus, Schuldenkrise, Digitale Demokratie oder ähnlichem sucht, der ist hier genau richtig.


Unter http://www.bpb.de/apuz/ gelangen Sie zu den Ausgaben 2012 und können diese gratis downloaden. Einfach die Internetadresse http://www.bpb.de/apuz/ auf Ihrem Smartphone- oder Tablet-Browser eingeben, den gewünschten Titel auswählen und auf das ePub-Symbol klicken. Schließlich werden Sie gefragt, mit welcher Reader-App, z.B. BlueFire-Reader, Sie die Ausgabe lesen wollen. Wer will, kann die Zeitschrift auch als pdf-Datei downloaden oder online lesen. 

Höchstes Informationsniveau und gratis.

Montag, 28. Mai 2012

Who the hell is Schimanski??? Eine Krimifarce als gratis eBook.

Manchmal stöbere ich bei BookRix und schau´, was neu hochgeladen wurde. In vielen Fällen reicht ein kurzes Anlesen. Bevor ich weiterklicke, denke ich noch: "Rechtschreibung und Zeichensetzung, drei Tempuswechsel im ersten Absatz ...  und  der Inhalt ... alle nicht mein Ding." Aber dann gibt es von Zeit zu Zeit etwas, das ich gerne bis zum Ende lese.


Und heute habe ich wieder so etwas gefunden:


Während seine Assistenten die Leichenteile eintüten - die Kinder haben den Kopf ihres Vaters in der Mülltonne gefunden und auch als solchen identifiziert - beschäftigt sich Kommissar Arno Hillermann damit, die Frau des Opfers zu beruhigen. Anhand einer Flasche Barolo und dem auf dem Tisch aufgebauten Gesellschaftsspiel, Tiroler Roulette, werden ihm die Zusammenhänge klar ... Seinem Assistenten und mir nicht, aber das ist ja auch egal.


Wochen später erhält der Kommissar eine DVD mit dem Titel "Kill Hillermann" - jemand trachtet ihm nach dem Leben. Dann explodiert vor seinem Haus ein Auto, und er zieht in den Keller seines Chefs ...


Rund 40 witzige Seiten, auf zwei Bücher verteilt. "Who the hell is Schimanski???" und "Asta la vista Hillermann" ... und das Ende bleibt offen. Fortsetzung folgt? Hoffe ich doch! Es geht ja auch nicht darum, einen klassischen Kriminalfall zu lösen, sondern um eine äußerst skurrile Geschichte, die gekonnt, unterhaltend und voller Humor mit dem Genre Krimi spielt. Die Anspielungen zielen dabei eher auf Fernsehkrimis als auf literarische Vorlagen. Irgendwie erinnert alles etwas an "Kottan ermittelt" oder "Müllers Büro". Egal, das tut dem Vergnügen an der Geschichte keinen Abbruch.


Hier geht´s zu den Büchern bei BookRix: Hillermann



Sonntag, 27. Mai 2012

Buchbesprechung / Rezension: Wenn das Schlachten vorbei ist von T.C.Boyle

In „Wenn das Schlachten vorbei ist“ beschreibt T.C. Boyle den Streit, ja Kampf zwischen Ökologen und Tierschützern um das Schicksal der Channel Islands, einer Inselgruppe vor der Südküste von Kalifornien.

Auf einer der Inseln haben die Ratten, die 100 Jahre zuvor nach einem Schiffbruch auf die Insel kamen, die Herrschaft über die heimische Tierwelt übernommen. Die Biologin Alma Boyd will das Ökosystem wieder ins Gleichgewicht bringen. Alma ist Sprecherin des National Park Service der kalifornischen Kanalinseln und will die Ratten auf der Insel Anacapa vergiften lassen, damit die einheimischen Vogelarten wieder eine Überlebenschance haben.

Boyle schildert Alma als sympathische Ökologin deren größtes Anliegen es ist, das Gleichgewicht in der Natur wieder herzustellen, was für sie gleichbedeutend ist mit dem Ursprungszustand vor dem Eingriff des Menschen. Der Leser erfährt, dass sie einst auf der Insel Guam im Kampf gegen die invasive Baumnatter unterlag. Umso ambitionierter betreibt sie nun die Vernichtung der Ratten auf Anacapa. 




Mitschnitt von der Lesetour 2012 von T. C. Boyle. Mit Schauspieler Jan Josef Liefers, der das Hörbuch "Wenn das Schlachten vorbei ist" gesprochen hat. Quelle: YouTube

Ihr Gegenspieler heißt Dave LaJoy, ein fanatischer Tierschützer, der auch das Töten von Ratten strikt ablehnt. Man geht nicht gerade zimperlich miteinander um. Alma stellt ihr Vorhaben auf einer Versammlung vor, Dave fällt ihr ins Wort. Sie nennt ihn in Gedanken einen SA-Mann, er vergleicht ihr Vorhaben mit dem Genozid der Nazis.

Boyle beschreibt Dave als unangenehmen, verbohrten Menschen. Wir begegnen einem militanten Tierschützer, der beim kleinsten Anlass jähzornig wird und nicht gerade zimperlich mit seinen Mitmenschen umspringt. „[S]eine Sympathien gehören eben den Tieren, die gar keine Wahl haben“, während er zum Beispiel Obdachlose für „aufrecht gehende Primaten“ hält, die sich ihr Schicksal selbst gewählt haben. (S.92)



„Mit einemmal lodern Hass, Wut und Frustration aus seinem Bauch empor bis zu den Haarwurzeln…“ (S.267) Besser lässt sich Daves Gefühlslage nicht auf den Nenner bringen.

In seinem Fanatismus ist der Tierschützer hart im Nehmen. So will er mit Gesinnungsgenossen zusammen, den Ratten auf Anacapa ein Vitaminpräparat verabreichen, das diese gegen das Gift immunisiert. Dabei stürzt er über einen Klippenvorsprung. Trotz großer Schmerzen erzählt er seinen Begleitern nichts davon. Diese Episode wiederholt sich auf Santa Cruz. Nur das dieses Mal eine junge Aktivistin abstürzt und dabei ums Leben kommt.

Alma und Dave kennen sich auch privat. Sie haben sich eines Tages, lange vor ihrer quasi professionellen Konfrontation, bei einem Konzert kennengelernt und wollten gemeinsam essen gehen. Doch Dave hatte einer seiner Wutausbrüche und behandelte die Kellner derart arrogant und aggressiv, dass ihn Alma einfach angewidert stehen ließ.

Überrascht erkennt man beim Lesen, das der unsympathische Dave, selbst in seinem abstrusen Tun und seinem Fanatismus, eine viel lebendigere Figur ist als seine Gegenspielerin, die oberflächlich gezeichnet und wenig authentisch erscheint.

In den beiden Personen stehen sich die moralische Vorstellung von „Du sollst nicht töten“ und die Wissenschaft unversöhnlich gegenüber. Doch haben beide gute Argumente, die für ihre jeweilige Ansicht sprechen. Wer bestimmt, welcher Zustand der ursprüngliche, der richtige ist? Dave ruft Alma zu: „Welche Welt wollen Sie wiederherstellen? Die von vor hundert Jahren? Tausend? Zehntausend?“ (S.85)

Über zwei Jahre nach den Ereignissen auf Anacapa beginnt alles von neuem: „Die Ratten waren tot, die Ratten waren Geschichte. Die nächsten auf der Liste waren die Schweine.“ (S.162) Auf der benachbarten Insel Santa Cruz sind die Schweine die invasive Art. Alma will die Schweine ausrotten, Dave will sie retten. Durch diese Wiederholung ergeben sich ein paar Längen, die aber durch Sprachgewalt des Autors durchaus ausgeglichen werden. Nie hatte ich den Gedanken, das Buch nicht bis zum Ende zu lesen!

Im Mittelpunkt steht stets die Geschichte der Konfrontation. Um dieses tragende Element herum webt Boyle meisterhaft Verbindungserzählungen. So erlitt einst die Großmutter von Alma Schiffbruch auf Anacapa, während die Großmutter der Lebensgefährtin von Dave auf Santa Cruz Schafe züchtete. Die hierfür notwendigen Rückblenden sind meisterhaft in den Erzählfluss eingefügt. Auch das Privatleben der Protagonisten, z.B. Almas Schwangerschaft, wird immer wieder beleuchtet und in Boylescher Manier detailliert, aber nie langweilig erzählt.

Ein lesenswertes, gut geschriebenes und sicherlich bezüglich der ökologischen Zusammenhänge sehr intensiv recherchiertes Buch, das dem Leser selbst die Entscheidung zwischen Daves und Almas Lösungsweg überlässt. Eine Erkenntnis, die nicht nur auf der Lektüre des Romans beruht, sondern die Boyle selbst in einem Interview mit dem Kulturmagazin Cicero vom 22.1.12 untermauert:

„Das Problem ist, dass beide auf ihre Weise Recht haben. Dave ist zwar in jeder Hinsicht ein ziemlich unangenehmer Typ, hat aber ein unanfechtbares Gesetz auf seiner Seite: Du sollst nicht töten. […] Alma, die rationaler ist als Dave und von der Thematik sehr viel mehr versteht, argumentiert andererseits sehr plausibel, weshalb es im Sinne des Ökosystems ist, die Ratten zu vernichten, um auf diese Weise nahezu ausgestorbenen Vogelarten ihren angestammten Lebensraum zurückzugeben. Sie spielt gewissermaßen ein wenig Gott, und die ethische Frage, die sich daraus ergibt, muss jeder Leser für sich selbst beantworten.“


Boyle, T.C.
Wenn das Schlachten vorbei ist
Hanser 2012
464 Seiten
ISBN-10: 3446237348
ISBN-13: 978-3446237346




Samstag, 26. Mai 2012

The Casual Vacancy von J.K. Rowling erscheint am 27. September auch in Deutschland

Bereits am 16. April hat "Bücher und Books" über J.K. Rowlings neues Buchprojekt berichtet: The Casual Vacany

Jetzt steht fest, wann die deutsche Ausgabe erscheinen wird:

Die deutsche Ausgabe - ca. 600 Seiten stark - geht am 27. September 2012 an den Start, ebenso wie die englische Ausgabe. Das Hardcover von „The Casual Vacancy“ lässt sich bereits für 24,90 Euro vormerken. 

Die  Beschreibung auf der Verlagsseite von Carlsen ist deckungsgleich mit der der Little Brown Group - hier erscheint die englische Ausgabe - vom April des Jahres.







Mittwoch, 23. Mai 2012

Es muss nicht immer das Mittelalter sein, wenn es um Historische Romane geht!

Im Dezember 2011 ist der historische Roman „Vom Niger zum Benue“ als eBook in der Kindle Edition erschienen. Ab sofort gibt es eine überarbeitete Fassung als Taschenbuch!

"Vom Niger zum Benue" spielt in den Jahren 1902 bis 1904 und nimmt den Leser mit auf eine Zeitreise in die Kolonien Deutsch-Kamerun und Britisch-Nigeria. Die koloniale Vergangenheit verkommt dabei nicht zur exotischen Kulisse, sondern wird realistisch geschildert. Auf diesem Hintergrund wird eine spannende Geschichte von Spionage, europäischer Überheblichkeit und skrupelloser Habgier, die auch vor einem Mordversuch und Sklavenhandel nicht zurückschreckt, erzählt.

Im Oktober 1902 eröffnet der Hamburger Reeder und Großkaufmann Wilhelm Godefroy seinen überraschten Söhnen Franz und Paul, dass sie schon bald Afrika bereisen werden. Die beiden ahnen nicht, dass Dr. Mertens, der Leiter der Expedition und zugleich die „rechte Hand“ ihres Vaters, in dunkle Machenschaften verstrickt ist. Der offiziell wissenschaftliche Zweck des Unternehmens dient lediglich der Tarnung.



Die Reise beginnt an der Lagune von Lagos und führt über die westafrikanischen Flüsse Niger und Benue bis nach Garua. Auf dem Weg zur Küste werden die weitgehend unerforschten Fulbe-Staaten von Bubandjidda, Ngaumdere und Tibati im Norden Deutsch-Kameruns durchquert. Unter ungeheuren Strapazen kämpfen sich die Weißen und die afrikanischen Träger durch weite Flusslandschaften, unberührte Regenwälder, Trockensavannen, menschenfeindliche Hochebenen und Gebirge. Wilde Tiere, unberechenbare Naturgewalten und angriffslustige Stämme stellen sie vor große Herausforderungen. Archill und Kano, zwei afrikanische Führer, retten die Deutschen mehrfach aus lebensgefährlichen Situationen.

Den grausamen Höhepunkt der Reise erleben Franz und Paul in Ngilla. Hier führen der Gouverneur und die „Deutsche Schutztruppe“ einen Krieg gegen den Stamm der Wute. Entsetzt werden sie Zeugen eines Massakers. Als wäre dies nicht abenteuerlich und gefährlich genug, finden sich die beiden jungen Hamburger in Britisch-Nigeria durch den gewissenlosen Expeditionsleiter in eine Spionageaffäre verstrickt. Dr. Mertens lässt sich in seiner Habgier selbst auf Geschäfte mit einheimischen Sklavenhändlern ein. Er will Waffen gegen Menschen tauschen, um den Arbeitskräftebedarf auf den Plantagen der Firma Godefroy zu sichern! Geschickt nutzt er dabei den Konflikt der islamischen Fulbe mit den Sudan- und Bantu-Stämmen. Da Franz und Paul seinen verbrecherischen Plänen im Weg stehen, trachtet er ihnen nach dem Leben ...

Kurz gesagt: Eine spannende Erzählung und eine Zeitreise in das koloniale Kamerun.


Taschenbuch
Vom Niger zum Benue: Abenteuer in der deutschen Kolonie Kamerun
CreateSpace Mai 2012
336 Seiten
ISBN-13: 978-1477505670 (CreateSpace-Assigned)
ISBN-10: 1477505679
€ 10,69 inkl. Versand


eBook
Vom Niger zum Benue - Eine Afrikareise um die Jahrhundertwende
Kindle Edition Dezember 2011
ISBN-13: 978-3-00-037276-6
€ 4,99

Dienstag, 22. Mai 2012

GASTBEITRAG von Susanne Haun: Sternzeichen



Sternzeichen 
Annette Pehnt
Susanne Haun, Frank Koebsch, Kerstin Mempel und Petra Rau

Curach bhan Verlag
Edition Faszination Art
ISBN: 978-3942002042


Ich, Susanne Haun, bin ein Widder. Widder wollen mit dem Kopf durch die Wand und haben zum Glück die Hörner, um den Kopf dabei zu schützen. Diese Vorstellung war für mich Inspiration genug, um ein Sternzeichen Widder zu zeichnen.

Mit dem Tausch von zwei Sternzeichenbildern wurde die Idee zum Buch- und Ausstellungsprojekt Sternzeichen geboren. Vier Künstler, eine Autorin, ein Galerist und ein Verleger erarbeiteten gemeinsam das vorliegende Buch Sternzeichen.

Im Buch ist es spannend zu sehen und zu lesen, wie jeder Künstler die einzelnen Sternenbilder interpretiert und seine / ihre private Sicht einfließt.

Annette Pehnt hat in ihrer eigenen wunderschönen Art kurze Texte zu jedem Sternzeichen geschrieben. Annette hat mehrere Preise, unter anderem 2002 den Preis der Jury des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs, schreibt in ihrer ruhigen und eindringlichen Art Geschichten zu den Sternzeichen, die der Leser nicht so leicht vergisst. Es sind keine üblichen „Horoskope“ sondern es wird von Menschen in Situationen erzählt, ob es nun die Hängematte ist, von der man in den Sternenhimmel schaut oder über den Wassermann, der in der Liebe zu einer Frau besonders ist. Annette Pehnt schreibt für den Piper Verlag.
Sternzeichen bei amazon ...

Kerstin Mempel legt über Fotos Ihre Zeichnungen und schafft so Situation, wo der Betrachter schon einmal nachdenken muss, welches Sternzeichen er sich gerade anschaut.

Auf Petra Raus Bilder gibt es viel zu entdecken. Sterne umfliegen die Sternzeichen und ziehen den Betrachter in seinen Bann.

Frank Koebsch interpretiert die Sternzeichen auf nordische Art mit viel Witz – so ist der Löwe schon einmal ein Seelöwe!

Susanne Haun zeichnet die Sternzeichen monochrome mit wenigen Linien und legt auf die Bewegtheit der Bilder wert.

Die vielen Individualisten haben ein interessantes Buch geschaffen, was sich auch gut zum Verschenken eignet.

Die Sternzeichen gehen nun auch auf Tournee und werden so einer Vielzahl von Betrachtern und Lesern gezeigt: 

Sternwarte Schwerin
Weinbergstraße 17, 19061 Schwerin
29.6.2012 Vernissage bis 30.6. - 3.8.2012

Hamburger Sternwarte - Bergedorf
Gojenbergsweg 112, 21029 Hamburg
 10.8. - 12.8.2012 und 17.8. - 19.8.2012

Stapelfeder Kulturkreis e.V in der Kratzmannschen Kate
Reinbeker Str.4, 22145 Stapelfeld
Vernissage 7.10.2012
13.10. - 14.10.2012 und 20.10. - 21.10.2012
Auf der Vernissage wird Annette Pehnt Texte aus dem Buch lesen.

Kiel – Atelierhaus Anscharpark
Heiligendammer Straße 15, 24106 Kiel-Wik
Vernissage 2.11.2012
3. – 10.11.2012

Natürlich zeigen wir nicht immer dieselben Sternzeichen – in der Zwischenzeit haben wir alle auch noch einige 2.Versionen gezeichnet und aquarelliert.

Lassen Sie sich vom Buch und von den Bildern überraschen.

Susanne Haun, Berlin, 20.5.2012


Montag, 21. Mai 2012

Mit den Brüdern Grimm eine Reise nach Rom gewinnen!

Ei Großmutter, was hast du für große Ohren!“ – „daß ich dich besser hören kann.“ – „Ei Großmutter, was hast du für große Augen!“ – „daß ich dich besser sehen kann.“ – „Ei Großmutter was hast du für große Hände!“ – „daß ich dich besser packen kann.“ – „Aber Großmutter, was hast du für ein entsetzlich großes Maul!“ – „daß ich dich besser fressen kann.“ Damit sprang der Wolf aus dem Bett, sprang auf das arme Rothkäppchen, und verschlang es. ...
Sie erinnern sich? Haben Sie sich als Kind (auch) gefürchtet?

Generationen von Kindern wurde dieses Märchen erzählt. Das Rotkäppchen ist ein unvergesslicher Teil unserer Sozialisation, unserer kulturellen Identität, und zwar seit 200 Jahren. 1812 war das Jahr der Erstveröffentlichung der „Kinder und Hausmärchen“ der Brüder Grimm. 


Aus diesem Anlass rief das Goethe-Institut Italien  das deutsch-italienische Märchen-Projekt "Grimmland“ ins Leben: "Grimmland - Märchenhaft. Da favola"Im virtuellen Grimmland treffen sich Künstler, Wissenschaftler, Journalisten und Schriftsteller aus beiden Ländern, um sich mit dem Thema Märchen auseinandersetzen. 


Bis zum 31. Mai 2012 können Sie eine Reise nach Rom gewinnen. Beschreiben Sie Ihren "Märchenhaften Moment": Hier klicken und teilnehmen!

Oder einfach mal wieder ein Märchen lesen?
Es war einmal eine kleine süße Dirne, die hatte jedermann lieb, der sie nur ansah, am allerliebsten aber ihre Großmutter, die wußte gar nicht, was sie alles dem Kinde geben sollte. Einmal schenkte sie ihm ein Käppchen von rotem Sammet, und weil ihm das so wohl stand und es nichts anders mehr tragen wollte, hieß es nur das Rotkäppchen. Eines Tages sprach seine Mutter zu ihm: »Komm, Rotkäppchen, da hast du ein Stück Kuchen und eine Flasche Wein, bring das der Großmutter hinaus; sie ist krank und schwach und wird sich daran laben. Mach dich auf, bevor es heiß wird, und wenn du hinauskommst, so geh hübsch sittsam und lauf nicht vom Weg ab, sonst fällst du und zerbrichst das Glas, und die Großmutter hat nichts. Und wenn du in ihre Stube kommst, so vergiß nicht, guten Morgen zu sagen, und guck nicht erst in alle Ecken herum.«»Ich will schon alles gut machen«, sagte Rotkäppchen zur Mutter und gab ihr die Hand darauf. Die Großmutter aber wohnte draußen im Wald, eine halbe Stunde vom Dorf. Wie nun Rotkäppchen in den Wald kam, begegnete ihm der Wolf.Rotkäppchen aber wußte nicht, was das für ein böses Tier war, und fürchtete sich nicht vor ihm. »Guten Tag, Rotkäppchen«, sprach er. »Schönen Dank, Wolf.« »Wo hinaus so früh, Rotkäppchen?« »Zur Großmutter.« »Was trägst du unter der Schürze?« »Kuchen und Wein: gestern haben wir gebacken, da soll sich die kranke und schwache Großmutter etwas zugut tun und sich damit stärken.« »Rotkäppchen, wo wohnt deine Großmutter?« »Noch eine gute Viertelstunde weiter im Wald, unter den drei großen Eichbäumen, da steht ihr Haus, unten sind die Nußhecken, das wirst du ja wissen«, sagte Rotkäppchen. Der Wolf dachte bei sich: »Das junge zarte Ding, das ist ein fetter Bissen, der wird noch besser schmecken als die Alte: du mußt es listig anfangen, damit du beide erschnappst.« Da ging er ein Weilchen neben Rotkäppchen her, dann sprach er: »Rotkäppchen, sieh einmal die schönen Blumen, die ringsumher stehen, warum guckst du dich nicht um? Ich glaube, du hörst gar nicht, wie die Vöglein so lieblich singen? Du gehst ja für dich hin, als wenn du zur Schule gingst, und ist so lustig hausen in dem Wald.« ...  mehr beim Projekt Gutenberg

Sonntag, 20. Mai 2012

Self-Publishing: Eine gute Nachricht für Autoren!

CreateSpace, eine Unternehmen von amazon, bietet seit dem 17.5.12 Autoren an, ihre im Print on Demand-Verfahren gedruckten Bücher europaweit über amazon.co.uk, amazon.de, amazon. fr, amazon.es und amazon.it zu vertreiben. Die Rechte für die Werke bleiben dabei bei den Autoren.

Über die CreateSpace-Seite können die Autoren ihr Buch für das Print on Demand-Verfahren selbst vorbereiten. CreateSpace bietet hierfür kostenfreie Online-Tools.

Eine enorme Chance für jeden Self-Publishing Autor, der nun ohne finanzielle Vorleistungen sein Buch in gedruckter Form anbieten kann. Das wird Bewegung in den Markt bringen. Mit Sicherheit werden einige Print on Demand-Anbieter ihre Preisvorstellungen zugunsten der Autoren korrigieren müssen.

Quelle:Pressemitteilung CreateSpace

Samstag, 19. Mai 2012

Rezension / Buchbesprechung: Darum von Daniel Glattauer



Per Klick zu amazon ...
260898 – wer diese Ziffernfolge dechiffriert, der hat den Schlüssel für die gesamte Handlung in der Hand! Zum einen handelt es sich um das Datum, an welchem Jan Haigerer von seiner langjährigen Freundin Delia verlassen wird und zugleich eine Absage erhält, die seine Pläne als Autor endgültig beendet. Außerdem ist es die Zahlenkombination seines Schließfaches, in welchem sein dunkelstes Geheimnis verborgen liegt. Sechs Zahlen bestimmen das Schicksal des Jan Haigerer und das seines Opfers


Und so beginnt die Geschichte: Haigerer, ehemals Lektor, arbeitet seit einigen Jahren in von ihm ungeliebten Beruf eines Journalisten. Eines Abends geht er in eine Bar und erschießt Rolf Lentz, einen Mann, den er zum ersten Mal in seinem Leben sieht. Der Kommissar, der den Fall untersucht, kennt den Journalisten. Haigerer wird nicht nach Waffen durchsucht. Am nächsten Tag stellt Haigerer sich der Polizei und bringt die Tatwaffe gleich mit. Man hält ihn für überspannt und schickt ihn nach Hause. Als die kriminaltechnische Untersuchung ergibt, dass es sich um die Tatwaffe handelt, bleibt den Behörden nichts anderes übrig, als Haigerer zu verhaften. Die Polizei, die Psychologen, die Untersuchungsrichterin, der Gefängnisdirektor, sie alle halten Haigerer für unschuldig. Staranwälte reißen sich darum, Haigerer aus dem Gefängnis zu holen. Der Journalist ist ein unauffälliger Mann, der immer das tut, was andere von ihm erwarten. Keiner hält ihn für einen Mörder. Warum auch, es gibt kein Motiv und auch keine Täter-Opfer-Beziehung.

Nun beginnt ein umgekehrter Krimi: Der Täter setzt alles daran, dass man ihn als Mörder erkennt. Er verzichtet auf die Staranwälte, die sich ihm andienen, und legt sein Schicksal in die Hände eines uninteressierten Pflichtverteidigers, einem Mietrechtsexperten. Haigerer will verurteilt werden, denn er weiß, dass er schuldig ist! Aber alle anderen glauben weiterhin an seine Unschuld. Wollte er sich selbst das Leben nehmen und hat das Opfer aus Versehen erschossen? So lautet eine der Spekulationen.

Bei der Verhandlung gesteht er die Tat, erdichtet sogar Gründe und eine Beziehung zum Opfer, die nie existierte, nur um bestraft zu werden. Was muss sich da ein geständiger Täter nicht alles ausdenken, dass man ihn endlich für schuldig hält. Aber dann kommt es doch ganz anders, und alle sind froh, ihn nicht aburteilen zu müssen. Zwei Frauen bewahren ihn vor einer Verurteilung, indem sie eine Entlastungsgeschichte konstruieren und sogar falsche Zeugen auftreten lassen ...

Als Leser stellt man sich sehr schnell auf Haigerers Seite. Er hat Gewissensbisse, er versucht, für seine Schuld zu zahlen. Das Opfer dagegen wird, je mehr man von ihm erfährt, immer unsympathischer. In der Haft wird Haigerer brutal vergewaltigt. Ist das nicht Sühne genug?

Daniel Glattauer erzählt in einem leicht zu lesenden Stil eine interessante Geschichte. Er stellt das Krimi-Genre auf den Kopf und gibt uns Einblick in die Seele eines guten Menschen, den man gerne als Nachbar, als Freund hätte. Erst die Zurückweisung als Künstler lässt ihn zum Mörder werden. Der Spannungsbogen, die Frage nach dem „Warum“, hält bis zum Schluss. So sieht man auch über (einige wenige)allzu larmoyant geratene Erzählpassagen hinweg. Das Amüsement, der Sarkasmus und die Ironie überwiegen deutlich.

Der Autor, über 20 Jahre beim „Standard“ tätig, u.a. als Gerichtsberichterstatter, führt uns glaubhaft das Justizwesen, arrogante Staranwälte und die Rolle der Presse bei Sensationsprozessen vor. Seitenhiebe auf den Literaturbetrieb ergänzen die biographisch fundierten Inhalte der Geschichte.

Fazit: Viel Vergnügen beim Lesen!

Glattauer, Daniel
Darum
320 Seiten
Goldmann, 2. Auflage 2009
ISBN 3-442-46761-6



Mittwoch, 16. Mai 2012

GASTBEITRAG: Carsten Behrendt stellt The Walking Dead von Robert Kirkman u.a. vor.

Ja, Comics hat jeder schon mal gelesen – in seiner Kindheit. Als Erwachsener lässt das Interesse an den Bildergeschichten dann doch nach. Trotzdem stehen vermutlich in jedem Haushalt ein „Lustiges Taschenbuch“ und ein Asterix-Heft. Daneben gibt es aber noch eine andere Welt der gezeichneten Geschichten. Diese Comics oder Graphic Novels haben es immer noch schwer, als ernste Literatur von der Masse wahrgenommen zu werden. Hin und wieder gibt es eine Ausnahme, wie z.B. „Maus“ von Art Spiegelmann. 

Per Klick zum Comic ...
Per Klick zur DVD ...
Ich lese auch äußerst selten Comics, aber die Reihe „The Walking Dead“ hat in mir wieder den Spaß an diesem Genre geweckt. Der Umweg zu den Comics führte über die gleichnamige Fernsehserie, die meiner Meinung nach zurzeit das Beste ist, was das Fernsehen zu bieten hat. Nur am Rande erwähnt, Fernsehserien sind gerade sowieso interessanter als Kinofilme, aber das nur am Rande. Wer „The Walking Dead“ lesen will, muss aber auch den Umweg über Comicläden gehen, im normalen Buchhandel habe ich die Bücher noch nicht entdeckt. Also, traut euch mal in einen Comicladen, die sind wirklich so nerdig, wie man sich diese vorstellt.

Comic und Fernsehserie „The Walking Dead“ unterscheiden sich nur in einigen Punkten voneinander Im Großen und Ganzen hält man sich an die literarischen Vorgaben. Worum geht es eigentlich. Um Zombies und damit um viel Splatter und Gore, wie es so schön heißt. Wie immer bei Zombie-Geschichten, ist die Menschheit durch einen Virus größtenteils ausgelöscht worden. Wer gestorben ist, wandert als Untoter oder „Beißer“, wie sie hier genannt werden, über die Erde und hungert nach frischem Fleisch. Wer gebissen wird, ist infiziert und wird ebenfalls zu einem Beißer - so die handelsüblichen Spielregeln. Übrigens, unwichtiges Wissen am Rande, in Zombiefilmen werden die Untoten nicht Zombies genannt, an diesem Fakt hält sich die Serie nicht immer konsequent.

Zurück zur Handlung - Hauptperson ist der Kleinstadt-Sherif Rick, der eine Gruppe Überlebender anführt und sich mit ihnen durch die apokalyptische Welt kämpft. Mal mehr, mal weniger erfolgreich. Denn hier greifen die speziellen Spielregeln dieser Serie. Keine Figur ist sicher. Nicht im Comic und nicht in der Fernsehserie. Liebgewonnene Charaktere können schon im nächsten Moment tot sein. Die Fernsehserie schockte in der zweiten Staffel mit dem überraschenden Abgang einer sehr beliebten Figur. Und da unterscheidet sich die Comicvorlage von der Fernsehserie; nicht alle Figuren sind deckungsgleich oder überleben gleich lang.

Genug über abgemurkste Figuren geredet. Die Comics haben einen gewissen Splatterfaktor, sonst muss man keinen Zombiecomic schreiben und zeichnen, aber überwiegend stehen die Entwicklungen der Figuren im Vordergrund. Das Zusammenleben und die Dynamik der Gruppe bilden den Fokus der Geschichte. Mit wenigen Sätzen und großartigen Bildern wird oft mehr erzählt, als so mancher Autor auf 400 Seiten schafft. Und wenn man erst mal einen Comic gelesen hat, will man wissen, wie es weitergeht. Denn oft genug steht die Gruppe vor scheinbar unlösbaren Aufgaben oder die Handlung wird überraschenderweise in eine neue Richtung gedreht. Es entsteht schnell ein gewisser Suchtfaktor. Und genügend Lese- und Anschaustoff ist gegeben. Demnächst erscheint der 14. Band der Serie (es handelt sich dabei um Sammelbände – die Anzahl der einzelnen Hefte ist weitaus größer. Mir ist aber nicht bekannt, ob die einzelnen Hefte auch auf Deutsch erschienen sind). Jeder Band kostet 16 € und das geht schon ans Geld, wenn man der Geschichte folgen will. Aber gute Comics sind halt teuer.

Wer dieses Genre mal testen möchte, dem kann ich „The Walking Dead“ nur empfehlen. Aber diese Bücher sind nichts für Kinder!

Übrigens: Die ersten zwei Staffeln der Fernsehserie umfassen gerade mal die ersten beiden Bücher. Da kann auch noch viel kommen, und es wird noch viel passieren. Die Fans der Serie freuen sich schon auf das Setting und die angekündigten Charaktere für Staffel drei. Im Oktober wird es wohl soweit sein.

Carsten Behrendt, Mülheim an der Ruhr, 15.5.2012

Montag, 14. Mai 2012

Fifty Shades of Grey - eBooks fördern den Siegeszug der erotischen Literatur!?

Auf die Abbildung klicken ...
Kennen Sie E. L. James oder den Erotik-Thriller „Fifty Shades of Grey“? Nein? Da sind Sie nicht alleine, ich muss gestehen: Weder die Autorin noch der Titel ihres Bestsellerromans waren mir bekannt …, bis mich heute ein Gastautor dieses Blogs auf einen Artikel im britischen Independent aufmerksam machte. Die Überschrift lautet: „Wie das elektronische Lesen der erotischen Literatur die Peinlichkeit nimmt“.
 Die renommierten Hollywood-Studios Universal Pictures und Focus Features werden „Fifty Shades of Grey” sogar verfilmen. Im dreiteiligen Werk selbst geht es um einen Millionär, der eine Affäre mit einer jungen Studentin hat. Weil sich angeblich viele Mütter in den USA für diese Story um Sex-Spiele mit Fesseln und Peitschen interessieren, haben die Romane den Spitznamen „Mommy Porn“ erhalten. Die eBooks wurden bereits 250.000 Mal downgeloadet. In deutscher Sprache soll die Trilogie zwischen Juli 2012 und Januar 2013 erscheinen. Die drei Bücher haben im Vorverkauf bei amazon bereits erstaunliche Platzierungen erreicht.
Seit einem Monat gibt es die Reihe in Großbritannien auch als Taschenbücher, und wöchentlich gehen 60.000 Exemplare über den Ladentisch. Die Trilogie führt die Bestsellerliste in Großbritannien an und hat es auch in die Bestsellerliste der New York Times geschafft.

Gibt es Erklärungen für diesen Siegeszug eines S/M-Romans? Der Independent versucht sich darin und bietet zumindest eine schlüssige These an: Erotische Werke können diskret auf den Kindle oder das iPad geladen werden. Durch das elektronische Lesen auf dem eReader läuft man weniger Gefahr, ertappt zu werden. Ein Aussage, die sich trefflich statisch untermauern lässt: 50% der erotischen Literatur wird als eBooks verkauft.  
Hat sich dann der Erfolg erst einmal eingestellt (und Hollywood sich die Filmrechte gesichert), steht einer Printausgabe nichts mehr im Weg. Das eBook dient in diesem Genre quasi als Wegbereiter. Die Menge der Downloads steht für gesellschaftliche Akzeptanz und entscheidet, ob das gedruckte Buch mit sadomasochistischem Inhalt den Weg in den Buchhandel schafft.
Warum S/M-Romane so massenhaft und gerade von Frauen gerne gelesen werden, ist eine andere Geschichte. Die Psychologen haben sich dem Phänomen  „Mommy Porn“ bereits angenommen.

Quellen:
New York Times
The Independent und Psychology Today



Bericht zum Thema erotische Literatur vom 14.März 2012 in buchundebook.blogspot

Sonntag, 13. Mai 2012

Die Deutsche Nationalbibliothek und das Deutsche Literaturarchiv Marbach: Gemeinsame virtuelle Ausstellung zum Thema Exilliteratur

Die Gründung des Deutschen Exilarchivs 1933 - 1945 der Deutschen Nationalbibliothek wurde von exilierten Schriftstellern und Publizisten mitgetragen. Es ging dabei in der frühen Nachkriegszeit in erster Linie um politische Aufklärungsarbeit. Gesammelt werden neben den Druckerzeugnissen der Exilliteratur auch Akten, Nachlässe und Teilnachlässe, Briefe, Manuskripte u. a. Das 1955 gegründete Deutsche Literaturarchiv Marbach ist seit vielen Jahren ein Zentrum der Exilforschung und führt zahlreiche Veranstaltungen und Ausstellungen zum Thema durch.

Die Bundesrepublik unterstützt nun mit 745.000 Euro die virtuelle Ausstellung "Künste im Exil". Das vom Deutschen Exilarchiv 1933 - 1945 der Deutschen Nationalbibliothek und dem Deutschen Literaturarchiv Marbach gemeinsam getragene Portal vereint ab Sommer 2013 die derzeit an unterschiedlichen Orten und in wechselnden Ausstellungen stattfindende Auseinandersetzung mit dem Thema Exil.

Quelle: Pressemitteilung vom 10.Mai 2012



Freitag, 11. Mai 2012

Buchbesprechung / Rezension zu Leviathan von Paul Auster

Paul Auster bei amazon: Auf die Abbildung klicken ...
Das Buch Leviathan von Paul Auster erschien bereits 1994, gelesen habe ich (leider erst) die Neuauflage von 2012.

Der Roman beginnt mit dem Ende: Bei einer Explosion stirbt Benjamin Sachs der beste Freund des Ich-Erzählers Peter Aaron. Retrospektiv berichtet Peter, wie es zu dieser Katastrophe kam. Es sind zwei Geschichten, die Peter erzählt: die seines Freundes und die eigene. Die Geschichte dieser intimen Freundschaft wir durch die Schilderung der Beziehungen zu verschiedenen Frauen erweitert und zugleich verknüpft. Was zunächst als Beziehungsroman bzw.Charakterstudie daherkommt – schon in dieser Form lesenswert – nimmt im letzten Drittel eine tragische Wendung. 





Ben, der wegen der Verweigerung des Kriegsdienstes im Gefängnis war, lebt hauptsächlich vom Schreiben von Essays und Artikeln, die in Zeitungen und Zeitschriften unterschiedlichster Qualität erscheinen. Geldverdienst steht dabei nicht im Vordergrund seiner Tätigkeit. Bens Frau Fanny kennt Peter vom College, wo er sich in die Frau seines zukünftigen Freundes verliebt hatte ...

Nach der Trennung von seiner Frau Delia beginnt Peter eine kurze, aber heftige Affäre mit Bens Frau. Peter ist sehr verliebt und will eine feste Beziehung, Fanny will ihren Mann jedoch auf keinen Fall verlassen. Erstaunlicherweise für Peter toleriert Ben die Eskapaden seiner Frau, und ihre Freundschaft erleidet keinen Schaden. Anschließend beginnt der Ich-Erzähler eine Beziehung mit der fanatischen Künstlerin Maria Turner. Diese Beziehung ist eher sexueller Natur, so dass Peter, als er seine spätere Frau Iris kennenlernt, diese auch beendet

Paul Auster erzählt ausführlich wie Ben bei einer Party aus dem vierten Stock stürzt und durch Wäscheleinen gebremst den Sturz überlebt. Von nun an ist Ben ein anderer Mensch. Schon äußerlich gibt es Veränderungen: er rasiert sich den Bart und schneidet sich die Haare. Dann trennt er sich von seiner Frau, um ein neues Leben zu beginnen. Gekonnt schildert der Autor den Fenstersturz aus verschiedenen Perspektiven und beleuchtet die Gründe. Selbstmordversuch, Selbstbestrafung, Unfall, was war es genau? Diesen schriftstellerischen Kniff, Handlungen aus verschiedenen Perspektiven zu schildern, setzt Paul Auster mehrfach und gelungen ein. Für den Leser erschließen sich so Möglichkeiten, die Motivation der Handelnden und das Geschehen selbst detailliert für sich zu erschließen.

Ben verlässt New York und lebt von nun an in einer Hütte auf dem Land. In Vermont beginnt er mit seinem neuen Roman, Leviathan. Bei einem seiner ausgedehnten Spaziergänge verläuft er sich, so dass er im Wald die Nacht verbringen muss. Am Morgen nimmt ihn ein junger Mann mit einem Lieferwagen mit, schreckliche Ereignisse nehmen ihren Lauf. Am Schluss liegt der Junge von drei Schüssen getroffen tot auf der Straße, Ben erschlägt mit einem Baseballschläger den Mörder des Jungen. Statt die Polizei zu rufen, beseitigt er seine Spuren und flieht mit dem Wagen des Unbekannten.

Im Wagen findet Ben Material zum Bombenbau, eine große Menge Bargeld und den Pass des Toten. In New York sucht er Fanny auf, die er mit ihrem neuen Freund im Bett vorfindet. Fluchtartig verlässt er die Wohnung. Da er Peter nicht erreicht, sucht er Maria (die Ex-Freundin von Peter und fanatische Künstlerin) auf, die der Grund für seinen Fenstersturz war. Er erzählt Maria, was passiert ist, und zeigt ihr schließlich auch den Pass. Maria kennt den Toten, es ist Reed Dimaggio, der Mann ihrer besten Freundin Lillian Stern. Ben, von Gewissensbissen geplant, beschließt, Lillian zu unterstützen. Er sucht sie auf und gibt ihr das Geld ihres toten Mannes. Ben wohnt bei ihr und kümmert sich um Lillians Tochter Maria. Der Intellektuelle wird zum treusorgenden Ersatzvater einer ihm völlig fremden Fünfjährigen. Nach vier Wochen kommt es, wie es unter solchen Umständen fast schon kommen muss: Ben und Lilian verlieben sich, Maria, maßlos enttäuscht über diese Entwicklung, reagiert mit Eifersucht. Nachdem Lillian entnervt ihre Tochter schlägt, zerbricht die neue Beziehung.

Ben entschließt sich, das Werk des Toten, zu vollenden. In dessen Dissertation findet Ben Hinweise, dass dieser sich von einem russischen Anarcho-Terroristen hat inspirieren lassen. Also beginnt er, im ganzen Land Nachbildungen der Freiheitsstatue in die Luft zu sprengen. 


Am Ende trifft der Ich-Erzähler noch ein letztes Mal seinen Freund. Dieser erzählt ihm die ganze Geschichte. Ben bricht nachts heimlich auf, ein paar Monate später ist er tot. In seinem Abschiedsbrief an Peter steht: „…bin ich endlich auf etwas gestoßen, woran ich glauben kann. Alles andere ist mir jetzt gleichgültig.“ (S.323) Ben war sein ganzes Leben lang ein Sinnsuchender, jetzt glaubt er, diesen Sinn seines Lebens gefunden zu haben. Die Ideale, für die sein Protagonist bombt, lässt der Autor aber ziemlich vage.

Das Buch ist kein Thriller, kein Krimi und keine Actiongeschichte, sondern eine handfeste Charakterstudie, die ergründet, warum Menschen so handeln wie sie handeln. Eine verwobene Geschichte, die zeigt, wie Zufälle (Schicksal?) entscheidend für den weiteren Weg sein können. Dass dabei auch eine spannende Geschichte von einem Verbrechen erzählt wird, wäre nicht notwendig gewesen, stört aber auch nicht. In einer gut lesbaren Sprache schildert Auster, interessante zwischenmenschliche Beziehungen und entwickelt facettenreiche Figuren, die echt und lebendig wirken.

Mein Fazit: 335 lesenswerte Seiten!



Auster, Paul
Leviathan
rororo 2012
335 Seiten
ISBN 3-499-25791-2

Donnerstag, 10. Mai 2012

Erich Kästner am 10.Mai vor 79 Jahren …

Am Abend des 10.Mai 1933 mischte sich Erich Kästner, der Autor von „Emil und die Detektive“ und langjähriger freier Mitarbeiter der „Weltbühne“, auf dem Berliner Opernplatz unter die riesige dort versammelte Menschenmenge. Etwa 70.000 Schaulustige, Studenten, Professoren, Verbände der SA, SS und der HJ hatten sich eingefunden, um die „Aktion wider den undeutschen Geist“ zu zelebrieren. Der Reichsminister für Propaganda und Volksaufklärung persönlich hielt eine seiner infamsten Reden, die Veranstaltung wurde im Rundfunk übertragen.


Bücherverbrennung 1933 – Quelle: You Tube (ca. 30 Minuten)

Erich Kästner musste miterleben, wie seine Bücher verbrannt wurden: „Gegen Dekadenz und moralischen Verfall! Für Zucht und Sitte in Familie und Staat! Ich übergebe dem Feuer die Schriften von Heinrich Mann, Ernst Glaeser, Erich Kästner …”


Montag, 7. Mai 2012

Harry Potter zaubert 3 Millionen Pfund in die Kasse – trotz Verzicht auf DRM!

Das englische Magazin „The Bookseller“ meldet, dass der eBook-Handel über den Pottermore-Shop im ersten Monat seines Bestehens bereits 3 Millionen Pfund Umsatz gebracht hat. Seit seinem Start am 14.April haben fünf Millionen neue Nutzer in den ersten beiden Wochen das Harry Potter-Universum erkundet.

Der CEO Charlie Redmayne sagte, dass es anfangs große Befürchtungen wegen des Verzichts auf DRM gegeben habe, aber die Community habe die illegalen Kopien rigoros zurückgewiesen.

Zum Bericht zu den deutschsprachigen eBooks geht es hier: Harry Potter

Samstag, 5. Mai 2012

Buchbesprechung / Rezension zu „Weine nicht“ – eine Kurzgeschichte

„Irgendetwas weckte mich oder ließ mich einschlafen“, so beginnt die 10-seitige Kurzgeschichte des unter Pseudonym schreibenden Autors koollook. Ob es sich nun um einen Traum handelt oder ob der Ich-Erzähler wach ist, ganz egal, er befindet sich in der Melancholie des Erwachsenwerdens und nimmt den Leser mit auf eine ziellose Wanderung durch die triste Nacht einer Großstadt. Die Einsamkeit der Betonwüste wird durchbrochen, als dem jungen Erwachsenen ein weinendes Mädchen entgegenläuft. Für einen ganz kurzen Moment begegnen sich zwei Leidende  ...und gehen aneinander vorbei. Der Ich-Erzähler bleibt zurück, einsam wie zuvor. 




Der erste Satz des Klappentextes hätte mich beinahe vom Lesen der Kurzgeschichte abgehalten: „Frische Luft der verpesteten Großstadtvenen füllte meine Lungen.“ Etwas zu dick aufgetragen, etwas zu pathetisch, inhaltlich nicht ganz stimmig … Aber dann überzeugte mich doch der Anfang des Buches, dass es sich unbedingt lohnt, weiter zu lesen. Die Tristesse wird sprachlich überzeugend eingefangen. Die Melancholie, das leidvolle Gefühl der Einsamkeit werden in adäquaten Bildern und stimmigen Worten ausgedrückt. 

Die meisten Leser kennen die Situation: „Vor mir lag eine neue Stadt, ein neues Leben. Ob es besser werden würde?“ Auch das Traumbild des weinenden Mädchens, das man gerne trösten würde, um der eigenen Verlorenheit zu entfliehen, d.h.um selbst Trost zu finden, ist geläufig. Aber selten ist diese Stimmung so eindrucksvoll und bewegend beschrieben worden.

Jetzt kostenlos lesen bei bookrix

Freitag, 4. Mai 2012

GASTBEITRAG: Carsten Behrendt stellt das Buch „Platinblondes Dynamit“ von Jörg Juretzka vor

Trash
Um es vorweg zu sagen, dieses Buch ist Schrott, Müll, Mist und absoluter Trash. Und das will es auch sein. Und da Trash auch Spaß machen kann, ist dieses Buch äußerst amüsant und sehr unterhaltsam. Denn hin und wieder darf es auch mal Schundliteratur sein, und da Groschenhefte doch eher peinlich in der Straßenbahn sind, kann man hier unter dem Deckmantel eines Buches sich dem Spaß hingeben.
Die Story ist bar jeder Logik und jeglicher Realität. Ein erfolgloser Krimiautor muss in seiner Schundkrimi-Reihe auf Anweisung des Verlags die Hauptfigur seiner Bücher töten und durch eine Frau ersetzten. Dahinter steckt natürlich das Marketing, weil mit einer Frau als Hauptfigur lassen sich mehr Bücher absetzten, das hat zumindest die Marktforschung ergeben. Da ihm das aber nicht so richtig gelingen will, baut er auf die Hilfe eines neuen Schreibprogramms. Dieses Programm fängt nach Eingabe der Rahmendaten,  selbstständig an zu schreiben. Leider entwickelt das Programm ein Eigenleben (wer hätte das gedacht…) und so kommt es, dass Figuren aus dem Roman in die Wirklichkeit gelangen und das heutige Köln mit dem New York der 40er verwechseln. Das funktioniert aber auch nur, weil Folkmar Windell, so heißt der Autor, seine Umgebung als Inspiration genutzt hat. Personen und Umgebungsbeschreibungen stammen alle aus dem näheren Umfeld von Windell. Dadurch sind witzige und interessante Begegnungen zwischen fiktiven und realen Personen vorgezeichnet und sorgen für viel Verwirrung.




Wie wohl jeder nach dieser Beschreibung nachvollziehen kann, ernst nehmen darf man diese Geschichte nicht. Diesen Anspruch hat der Autor Jörg Juretzka auch nicht. Wenn die Hauptfigur dazu noch „Pussy Cat“ heißt, sollte auch dem Letzten klar sein, was einem bei der Lektüre dieses Buches erwartet. Für kurzweilige Unterhaltung reicht „Platinblondes Dynamit“ aber auf alle Fälle.
Störend fand ich nur, dass es vermutlich kein Lektorat gab, das an manchen Stellen im Buch hätte eingreifen können. An einigen Stellen scheint die durch geknallte Geschichte nicht mehr seinen eigenen Regeln folgen zu wollen, darüber kann man aber hinwegsehen. Was aber richtig schlecht ist, ist der Satz des Buches. Ich habe noch nie ein Buch gelesen, dass so schlecht gelayoutet wurde. Die gewählte Typografie ist schlecht lesbar und erschwert an einigen Stellen den Sprüngen in der Handlung zu folgen. Hier und da ein Absatz mehr wäre wünschenswert gewesen. Eigentlich Schade, dass man sich über solche Sachen unterhalten muss. 
Trotz alledem ein unterhaltsames Buch und ich werde demnächst mal einen „richtigen“ Krimi von Jörg Juretzka lesen, da gibt es so einige.


Juretzka, Jörg
Platinblondes Dynamit
256 Seiten
Pendragon 2012
ISBN 3-865-32309-X


Carsten Behrendt, Mülheim an der Ruhr, 4.5.2012

Mittwoch, 2. Mai 2012

Barnes & Noble: Befreiungsschlag gegen amazon!

Nachdem die US-Wettbewerbshüter dabei sind, das sog. Agentur-Modell von Apple und fünf großen Verlagen zu Fall zu bringen, stand zu befürchten, dass Barnes & Noble eines der ersten Opfer im Wettbewerb mit amazon bei freien eBook-Preisen werden würde.

Nun investiert Microsoft 300 Mio. US-Dollar in die US-Buchhandelskette Barnes & Noble. Damit wird der größte Wettbewerber von amazon sehr gestärkt. Dazu wird der eBook-Bereich von Barnes & Noble als Tochtergesellschaft, namens Newco, abgespalten. Microsoft erhält einen Anteil von 17,6 Prozent.

Barnes & Noble und Microsoft haben auch ihren kräftezehrenden Patentstreit beigelegt. Es ging um den Vorwurf des Android-Plagiats. Von nun an wird Barnes & Noble Lizenzen für seine NOOK eReader erwerben.

Quelle und weitere Informationen:


Zu Agentur-Modell und Preisabsprachen
Pressemitteilung von Microsoft