Sonntag, 4. März 2012

Buchbesprechung: „Tiere“ von Simon Beckett


Beckett, Simon:
Tiere
Rowohlt Digitalbuch 2011
Kindle Edition
ASIN B004WOX5O8

Über „Tiere“ gibt es sehr unterschiedliche Ansichten. Zahlreiche Fans der David-Hunter-Reihe lehnen dieses Buch von Simon Beckett ab, weil es so ganz anders ist als seine Krimis.

Beckett selbst schreibt im Vorwort: „Tiere ist mein zweiter Roman und bis heute wohl mein bösester. Hinsichtlich des Stils, der Geschichte und der Erzählperspektive war und ist er sicherlich ein Sonderfall.“ Das trifft zu. Der Ich-Erzähler, Nigel, ist ein zurückgebliebener, gehemmter junger Mann, der als Bürogehilfe sein Dasein fristet. Nigel gewährt dem Leser einen Einblick in seinen tristen Alltag. Als wäre es das Normalste auf der Welt erzählt er, wie er Menschen, allesamt Außenseiter der Gesellschaft, die keiner vermisst oder sucht, im Keller gefangen hält.

Die Intention des Autors wird im Vorwort deutlich beschrieben: „Mehr noch als beim Vorgänger Voyeur wollte ich einen Erzähler erschaffen, der grausame Taten begeht, für den der Leser aber dennoch Sympathien hegt. Ein Monster mit menschlichem Antlitz, wenn man so will. Außerdem steckt in dem Roman viel schwarzer Humor, denn der Leser soll lachen, selbst wenn ihn die Geschichte erschreckt.“ Ersteres ist ihm gelungen. Lachen hat die Lektüre bei mir jedoch nicht hervorgerufen, eher Kopfschütteln. 




Nigel wirkt in seiner Einfalt auf den ersten Blick tatsächlich sympathisch. Beschreibt er sein Leben und vor allem die Konflikte mit seinen verstorbenen Eltern, dann hat man Mitleid mit diesem Menschen. Nigel selbst hat jedoch kein Mitleid mit seinen Gefangenen, die für ihn nur Tiere sind. Hier eine Kostprobe von Nigels beschränkter Wahrnehmung und seinem leicht dahin plätschernden Erzählstil: 
„Zur Fütterung werden sie oft unruhig, an diesem Abend erschienen sie jedoch recht friedlich. Trotzdem schob ich die Schüsseln lieber mit einem Besenstiel unter den Gittern der einzelnen Abteile hindurch. Nur für den Fall. Das Neue bekam sein Futter zum Schluss. Die anderen drei begannen sofort zu fressen, das Neue aber nicht. Es betrachtete nur das Futter und kippte dann die Schüssel um.“ (Tiere, S.12) 
Nigel ist „ein Comic-Fan und fernsehsüchtiger Einzelgänger, dem nicht einmal bewusst ist, dass das, was er tut, falsch ist, ja der gar nicht versteht, warum er es tut. Und der, trotz der Vorgänge in seinem Keller, Angst hat, nachts auf die Straße zu gehen, weil ihm ein Irrer auflauern könnte.“(Tiere, Vorwort)

Die Erzählung gewinnt an Fahrt als Nigels Kolleginnen Karen und Cheryl in Begleitung ihres Freundes Pete zu Besuch kommen. Besonders Pete wird lebendig beschrieben: Ein recht primitiver Draufgängertyp dessen Lieblingsbeschäftigungen Saufen und Sex sind. In der Konfrontation mit seinen Gästen wächst die Spannung und wird die Handlung vorangetrieben.

Auch wenn man das Ende schon früh erahnt, kann ich das Buch nur empfehlen!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen