Sonntag, 15. Februar 2015

Seminararbeit zu "Vom Niger zum Benue - Abenteuer in der deutschen Kolonie Kamerun"

Fiktion und Wirklichkeit: Rassismus, Islam und Zwangsarbeit in Deutsch-Kamerun


Im Rahmen eines Seminars in der 12. Klasse eines Ansbacher Gymnasiums zum Thema "Deutsche Kolonialgeschichte anhand historischer Romane" wurde eine Seminararbeit zum historischen Roman "Vom Niger zum Benue - Abenteuer in der deutschen Kolonie Kamerun" verfasst. 

Das Ziel dieser Arbeit war es, zu analysieren, in welchem Verhältnis Fiktion und zeitgenössische Realität im Roman stehen. Dabei standen vier Themen im Mittelpunkt der Analyse: Verhaltensweisen und Sitten der islamischen Haussa und Fulbe, die Bedeutung von Expeditionen in Deutsch-Kamerun, der Rassismus der deutschen Kolonialherren unter besonderer Berücksichtigung der Zwangsarbeit und das Kolonialmuseum der Handelsfirma Godeffroy in Hamburg.

Auszug aus der Seminararbeit zum historischen Roman "Vom Niger zum Benue - Abenteuer in der deutschen Kolonie Kamerun":


"Harald Faisst hat für seinen Roman alle geographischen, politischen und historischen Fakten sehr sorgfältig recherchiert. Diese treten aber zugunsten des Handlungsflusses in den Hintergrund. [...]

Manche Protagonisten tragen auch den Namen historischer Persönlichkeiten, jedoch sind die zugewiesenen Charaktereigenschaften komplett fiktiv, genauso wie die gesamte Handlung. Um ein Beispiel zu geben, kann man den Premierleutnant von Bülow nennen, der im Roman eben ein Leutnant der deutschen Schutztruppe in Kamerun ist. In Wirklichkeit war der Graf Bernhard von Bülow von 1900 bis 1909 deutscher Reichskanzler. Auch das Handelshaus Godeffroy, das im Roman im Zusammenhang mit Westafrika steht, war in Wirklichkeit nur in der Südsee tätig und hatte mit Westafrika nichts zu tun.

Fiktion und Wirklichkeit: Rassismus, Islam und 
Zwangsarbeit im historischen Roman "Vom Niger 
zum Benue - Abenteuer in der deutschen Kolonie Kamerun".

[...] gelingt es Faisst [,] der einheimischen Bevölkerung gerecht zu werden, da er deren Denkweise, beispielsweise durch den beschriebenen Afrikaner Kano, dem Leser sehr gut naheführt. Auch allgemein gewinnt man einen guten Einblick in das damalige Denkmuster der deutschen Kolonialherren. Die Grausamkeiten und die Brutalität gegen die Einheimischen sind keineswegs erfunden, da sie [...] auf teilweise originalen Berichten von deutschen Kolonialoffizieren [aus] Kamerun beruhen. So stammt beispielsweise die Idee der im Buch beschriebenen Strafexpedition gegen Ngilla aus dem Buch „Vom Atlantik zum Tschadsee“ von Hans Dominik, der ein Offizier der Deutschen in Kamerun war und diesen Feldzug in Wirklichkeit miterlebte. Es gelingt ihm [= dem Autor] auch die politischen Systeme der einheimischen Ethnien, speziell der Fulbe, zu erklären [...] Man muss jedoch auch feststellen, dass die zeitlichen Komponenten der beschriebenen Ereignisse mit denen aus der Wirklichkeit nicht übereinstimmen. So fand z. B. die Strafexpedition gegen Ngilla 1898/99 statt und nicht in der Handlungszeit des Romans. 

Hans Dominik: Vom Atlantik zum Tschadsee. 
Kriegs- und Forschungsfahrten in Kamerun. 1908

Zusammengefasst ist „Vom Niger zum Benue“ ein Roman, welcher der Unterhaltung dienen soll, aber auch durch die aufwändigen Recherchearbeiten von Harald Faisst dem Leser einen guten Einblick in die damalige Epoche der Kolonialzeit ermöglicht."

Quelle: Zitiert aus einer Arbeit zum Seminar "Deutsche Kolonialgeschichte anhand historischer Romane", Ansbach 2015.

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