Mittwoch, 5. März 2014

Der Erste Weltkrieg aus jüdischer Perspektive

Weihnachten 1914 – im Niemandsland zwischen den Schützengräben begegnen sich Louis und Ludwig.

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Beide sind Juden. Ludwig stammt aus dem gehobenen Bürgertum Frankfurts. Er hofft, als deutscher Soldat zur Emanzipation der Juden in Deutschland beitragen zu können. Louis, ein Bäckersohn aus Bordeaux, zieht voller Angst, aber auch voller Stolz für Frankreich in den Krieg.

Die unvorstellbaren Gräuel, die Strapazen, der allgegenwärtige Tod im Grabenkrieg, die sinnlosen Angriffe und Gegenangriffe – das Kriegsgeschehen ist die Haupthandlung. Der gesellschaftliche Aufstieg des jungen Franzosen und die Auseinandersetzung Ludwigs mit dem latenten deutschen Antisemitismus stellen die weiteren Handlungsstränge dar.

Die Beweggründe für das Engagement der beiden jungen Männer sind ähnlich. Doch gehen ihre Vaterländer unterschiedlich mit ihnen um. Während Ludwig im Kriegsverlauf wachsenden antisemitischen Ressentiments ausgesetzt ist, wird Louis zum Offizier befördert.

Gekonnt werden Briefe der Protagonisten eingeflochten – abgesendete und nicht abgesendete. Der Leser erhält so Einblick in die geheimsten Gedankengänge und in die Gefühlswelt der beiden Protagonisten und ihrer Bezugspersonen in Frankreich und Deutschland.

Sehr viele Bücher werden zum 100. Jahrestag über den Ersten Weltkrieg noch erscheinen. Der Debütroman „Süß und ehrenvoll" von Avi Primor, der in den 1990er Jahren israelischer Botschafter in Deutschland war, ragt aufgrund seiner jüdischen Perspektive aus der Masse deutlich heraus. Kenntnisreich und (manchmal zu) ausführlich beschreibt der Autor den Kriegsverlauf und die politischen Rahmenbedingungen.

Avi Primor
Süß und ehrenvoll. Roman
Bastei Lübbe Verlag 2013
384 Seiten
ISBN-10: 3869950587
19,99 Euro

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