Dienstag, 1. Oktober 2013

Tweets und Klischees - Black Box von Jennifer Egan

Eine schöne Frau mit Kamera im Auge, Schnittstelle zwischen den Fußzehen, Mikrophon hinter dem Ohr und voller patriotischer Begeisterung. Sie bezirzt irgendwo am Mittelmeer einen reichen, brutalen und mächtigen Mann, der irgendwie ein Feind ihres Landes ist. 

Die "Schönheit" ist der Zielperson sexuell zu Diensten, verschafft sich auftragsgemäß Einblick in deren Umfeld, flieht am Schluss ... Das ist die Story.



Neu ist die Form: Jennifer Egans Spionagegeschichte entstand aus jeweils 140 Zeichen langen Tweets, die zuerst bei Twitter (an zehn Abenden hintereinander im Minutentakt gesendet), dann im New Yorker und jetzt schließlich als Buch veröffentlicht wurden. Virtuos meistert die Pulitzer-Preisträgerin Jennifer Egan die formellen Vorgaben. Mit ein paar Schlüsselbegriffen und Klischees entwirft sie eine stimmige Spionagegeschichte.

Das Experiment ist gelungen: Man kann anerkennend bestaunen, dass angesichts der strengen Formvorgaben der Inhalt nicht ganz abwegig ist. Liest man den Twitter-Thriller nicht, dann hat man aber auch nichts verpasst.

Jennifer Egan
Black Box
Schöffling & Co., eBook 2013
Kindle Edition,
ca. 40 Seiten
ASIN: B00D5YHDN0
4,99 EURO (die englische Ausgabe kostet2,14 EURO)  



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