Diese Passage ist anschaulicher als jede Beschreibung. Denn genauso geht es auf nahezu 400 Seiten weiter: Witzig, pointiert, trocken und sprachlich gekonnt. Das Sprachtempo ist derart rasant, dass der Leser wie von einer Wortflut mitgerissen wird. Hier erkennt man deutlich die Wurzeln der Autorin als Poetry-Slammerin und ihre Tätigkeit als gefragte Kabarettistin.
Katinka Buddenkotte erzählt in "Betreutes Trinken" zahlreiche Geschichten, die vornehmlich an einem Ort spielen: in der abgefahrenen Musikkneipe „Dead Horst“ ... und im Hintergrund läuft Punk- und Rockmusik.
Die Antiheldin heißt Doris Kindermann, von allen nur Doki genannt. Sie ist 30 Jahre alt, Sozialarbeiterin im Jugendzentrum Anker und trauert ihrem Exfreund Gunnar nach. Sozialarbeiterin ist nun wirklich nicht ihr Traumberuf, der ganze Habitus ihrer Kollegen geht ihr auf die Nerven. Im Anker, einem Jugendzentrum, das hauptsächlich von Kindern aus wohlhabenden Familien genutzt wird, findet sie keine Erfüllung.
Umso lieber verbringt sie ihre Zeit im "Dead Horst". Sie trinkt gerne einen oder zwei oder auch mehr, trifft sich dort mit ihrer besten Freundin Katja und unterhält sich mit den anderen Gästen. Der wichtigste Stammgast, ein russischer Ex-Olympionike, sowie der DJ, die Barkeeperin, der Türsteher und der Wirt des „Dead Horst“ sind neben ihrer Freundin die wichtigsten Bezugspersonen. Als ihr Exfreund Gunnar als Fahrer und Manager einer schwulen finnischen Rockband im „Dead Horst“ auftaucht, glaubt sie an die wiederaufflammende erste und große Liebe.
Als der Inhaber des „Dead Horst“ zusammenbricht und Burn-out diagnostiziert wird, übernehmen die Stammgäste und das Personal die Kneipe. Sie zeigen vollen Arbeitseinsatz, um ihr „Wohnzimmer“ zu retten.
Die meisten Rezensionen zu „Betreutes Trinken“ empfehlen das Buch von Katinka Buddenkotte als Comedy-Roman und stellen den trockenen Humor in den Vordergrund. Dabei nimmt das Buch im letzten Drittel eine scharfe Wendung. Die Antiheldin erleidet nicht nur einen Unfall, sondern wird auch von ihren vermeintlichen Freunden zutiefst enttäuscht. Alles, was für sie die letzten Jahre wichtig war, löst sich auf. Aber keine Sorge, „Betreutes Trinken“ ist keine Tragödie, sondern ein guter, zeitgenössischer Unterhaltungsroman, denn am Ende steht für Doki ein Neuanfang.
Buddenkotte, Katinka
Betreutes Trinken
Albrecht Knaus Verlag 2012
381 Seiten
ISBN-10: 381350509X
ISBN-13: 978-3813505092
14,99 EURO
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