Die Handlung beginnt mit dem Ende. Marozia wird von ihrem eigen Sohn eingekerkert. Auch ihre anderen Kinder hassen sie, weil sie sie in ein Leben gezwungen hat, das sie nicht wollten. Der Erstgeborene musste Papst werden, die Tochter Nonne.
Aglaia, ihre Dienerin, folgt ihr in den Kerker. Dort beginnt sie, die Geschichte der Familie von Marozia aufzuschreiben. Sie war die Amme Marozias und liebt sie trotz derer negativer Entwicklung immer noch wie eine eigene Tochter. Emotional-freundschaftlich ist sie auch Theodora verbunden. Dabei übersieht sie auch nicht die dunklen Seiten der beiden Frauen: Machtgier, Sucht nach Reichtum, Skrupellosigkeit bei der Umsetzung ihrer Pläne.
Das Springen zwischen den beiden Zeitebenen - Gegenwart im Kerker und chronologisches Berichten der Ereignisse der letzten vierzig Jahre - erlaubt es dem Autor, Handlungen aus verschiedenen Perspektiven darzustellen. Auch ist es möglich, dass die Protagonisten ihre ganz individuelle Motivation offenlegen. Das Gesamtbild ist so gut konstruiert, dass die Zeitsprünge vom Leser ohne Probleme nachvollzogen werden können.
Der Roman spielt im 10. Jahrhundert in Rom: Rom ist zu dieser Zeit eine heruntergekommene Ruinenstadt. Die Päpste kommen und gehen, viele von ihnen sterben nicht eines natürlichen Todes. Machtgierige Familienclans kämpfen um die Vormacht in Rom. Islamische Invasoren verwüsten das römische Umland und bedrohen auch die Stadt selbst.
Aglaia, die Sklavin, wird vom Diakon Sergius, der später Papst wird, geschwängert. Theodora, als Frau des Theophylactus einer der mächtigsten Familien Roms zugehörig, rettet ihr und ihrem Sohn Alexander das Leben. Auch betreut sie Aglaia mit der Erziehung Marozias. Aglaia, dazu in der Lage durch ihre Abkunft aus einer byzantinischen Kaufmannsfamilie, berät die Familie in allen wirtschaftlichen Fragen und gehört so bald zum engsten Kreis der Vertrauten.
Im Kampf um Geld und Macht schreckt Theodoras auch nicht davor zurück, ihre eigene Tochter für ihre Zwecke zu missbrauchen. Marozia und ihre Mutter werden zu gnadenlosen Gegenspielerinnen.
Der Autor Fritz H. Gesing (Frederik Berger ist ein vom Lektor empfohlenes Pseudonym) wurde 1945 geboren und ist promovierter Germanist. Seit 1985 ist er verstärkt publizistisch tätig, u.a. für die SZ, DIE ZEIT und DIE WOCHE. Den ersten Historischen Roman veröffentlichte er 1999.
Und, ist die erzählte Geschichte auch wahr?
Der Autor erläutert zum historischen Hintergrund seiner Romane: „Abgesehen davon, dass ich die Schauplätze meiner Romane aufsuche und meist gut kenne, bin ich, was die europäische Geschichte angeht, einigermaßen bewandert. Ohne ein solches Grundwissen sollte man keine historischen Romane schreiben. Und dann muss ich natürlich für jeden Roman intensiv Fachliteratur, Biographien und Quellensammlungen lesen.“
An anderer Stelle sagt Frederik Berger zum Thema historische Wahrheit und Fiktion in seinen Romanen: „Die Vermischung von Fakten und Fiktionen ist ein grundlegendes Merkmal des historischen Romans. Ich versuche, so nah wie möglich an der überlieferten Geschichte zu bleiben, ohne die Anforderungen eines fesselnden Romans zu vernachlässigen. Dabei sollte sie nicht nur mehr oder weniger exotische Kulisse sein, vor der ein beliebiges Geschehen abläuft, sondern Mitspieler, zumindest ein Raum, auf den sich unsere Neugier richtet, die Fremde, die uns erstaunt und fasziniert.“
Frederik Berger bietet dem Leser ein aufregendes Bild des 10. Jahrhunderts. Diese ferne Vergangenheit erscheint lebendig. Mord, Intrigen, Krieg, sinnliche Leidenschaft … alles, was eine Geschichte spannend macht, wird aufgeboten. Eine gut lesbare und unterhaltsame Lektüre!
Berger, Frederik
Die heimliche Päpstin
441 Seiten
Aufbau Taschenbuch 2008
ISBN-10: 3746624126
ISBN-13: 978-3746624129
6,50 EURO
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