Kommt Ihnen bekannt vor? Mir auch: Charles Dickens’ Weihnachtsgeschichte. Nur ist diese viel, viel spannender …
In den ersten zwei Kapiteln quäle ich mich durch Detailwissen zum Thema Segeln, aber ich bleibe dran, weil ich den Zeitsprung erwarte. Der innere Dialog eines Richters a.D., der auf ein erfülltes, aber langweiliges Leben zurückblickt, ist nicht sehr ergiebig. Leider ist auch der 16-jährige Willy am Ende genauso langweilig wie der 68-jährige Dr. Wilhelm Weitling.
Monatelang beobachtet der Richter a.D. sich selbst als Jüngling, der noch alle Optionen hat, die das Leben bietet. Detailliert wird der Leser über Lektüre- und Schulerlebnisse, Spaziergänge, Schwärmereien etc. unterrichtet. Als Weitling in die Gegenwart zurückkehrt, hat diese sich geändert: Er ist Schriftsteller geworden und hat eine Tochter. Aber das erfahren nur die Leser, die bis zum Ende durchhalten … Sind das viele?
Der Autor, Sten Nadolny, ist selbst ist ein schreibender Geschichtslehrer und Jahrgang 1942. Auch ähnelt sein Elternhaus demjenigen Weitlings. Hat er hier etwa eine Autobiographie abgeliefert?
Ein über verpasste Chancen reflektierender pensionierter Beamter, eine normal langweilige Jugend in den 50er Jahren im Detail geschildert, ein paar philosophische Überlegungen zum Thema Gott, bildungsbürgerliche Exkurse zu politischen und literarischen Zeitthemen … das war´s dann auch schon. Der Schreibstil ist handwerklich perfekt, der Roman ist flüssig geschrieben und gut zu lesen. Nur der Inhalt ist wenig interessant und schon gar nicht spannend.
Fazit: Eine Lektüre, die man sich sparen kann.
Nadolny, Sten
Weitlings Sommerfrische
Piper Verlag, München 2012
221 Seiten
ISBN: 978-3-492-0450-8
16.99 €
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