Du musst die Wahrheit aussprechen, dazu musst du diese erkennen und akzeptieren. Die Wahrheit kann aber auch böse sein, aber nichts ist wirklich nur gut oder böse…
Conor ist dreizehn Jahre alt und seine Mutter hat Krebs im Endstadium. Mit seiner Mutter lebt er, seit sein Vater nach Amerika gezogen ist und eine neue Familie gegründet hat, alleine in England. Er übernimmt viele Pflichten im Haus, um seine Mutter zu unterstützen, aber auch um nicht mehr Zeit als nötig mit seiner Großmutter zu verbringen. Das Haus seiner Großmutter ist kinderunfreundlich, und lieber würde er alleine zu Hause bleiben als bei seiner einzigen nahen Verwandten, wenn zum Beispiel seine Mutter wieder für ein paar Tage zur Behandlung ins Krankenhaus muss.
Quelle YouTube:
Patrick Ness, Siobhan Dowd - Sieben Minuten
nach Mitternacht - cbj -1.16 Minuten
Eines Nachts um sieben Minuten nach Mitternacht taucht ein Monster auf. Ein altes Baummonster, das ihn in den nächsten Nächten drei Geschichten erzählen will, und wenn die Geschichten erzählt sind, ist Conor dran, die vierte zu erzählen – seine Geschichte und die Wahrheit über seine Albträume. Und so beginnt ein Roman, ein Jugendbuch, das ich in dieser Form und Emotionstiefe schon lange nicht mehr gelesen habe. Einmal angefangen zu lesen, habe ich das Buch nicht mehr aus den Händen gelegt bis ich auf der letzten Seite angekommen war.
Bei amazon hat dieses Buch bei ca. 120 Bewertungen fünf Sterne erhalten. Das ist ungewöhnlich, da ja rein statistisch bei einer höheren Anzahl an Bewertungen diese sich eher bei 4,5 oder weniger einpendeln. Diese sehr guten Bewertungen haben mich ein wenig stutzig gemacht und als ich die ersten Seiten gelesen habe, muss ich zugeben, dass ich von dem Buch nicht richtig überzeugt war. Die Geschichte entwickelt sich langsam und endet in einem großen emotionalen Finale, das die Wahrheit ans Licht bringt und Erleichterung für Conor und den Leser bedeutet.
Das Buch hat im Oktober den „Deutschen Jugendliteraturpreis“ gewonnen und zwar den Preis der Jugendjury. Das bedeutet, dass nicht irgendwelche Literaturkritiker dieses Buch ausgewählt haben, sondern die Zielgruppe, also Kinder und Jugendliche selbst, dieses Buch prämiert haben. Meiner Meinung nach haben sie damit eine sehr gute und sehr weise Wahl getroffen. „Sieben Minuten nach Mitternacht“ erzählt eine Geschichte mit viel Fantasie, viel philosophischem Tiefgang und viel Gefühl. Diese Art von Geschichtenerzählen geht in vielen Büchern für Erwachsene oftmals verloren. „Sieben Minuten nach Mitternacht“ ist aber kein reines Buch für Jugendliche, es richtet sich, wie das heutzutage üblich ist, an alle Altersgruppen. Bei amazon kann man diesen Titel in zwei verschieden Versionen erhalten, die sich aber scheinbar nur in der Covergestaltung unterscheiden. Die Version für Erwachsenen kommt in einer etwas „konservativeren“ Titelgestaltung daher. Die Wahl, welche Ausgabe man lesen möchte, muss jeder für sich entscheiden. Der Inhalt bleibt der Gleiche, aber vielleicht ist es peinlich, mit einem Jugendbuch in der U-Bahn gesehen zu werden (dafür gibt es ja E-Books). Den Sinn oder Unsinn von zwei Ausgaben lasse ich mal so im Raum stehen.
Begleitet wird die Geschichte von wunderschönen Illustrationen von Jim Kay, der die Treffen von Conor und dem Monster schön in Szene gesetzt hat. Die Geschichten, die das Monster erzählt, bilden den Mittelpunkt dieses Buches. Zunächst erschließt sich der Sinn dieser Geschichten nicht, aber zum Schluss wird das Ganze zu einer Einheit und der Nebel lichtet sich. Das Monster hilft Conor, die Wahrheit zu finden und zu seinen Gefühlen zu stehen.
Das Erscheinen des Monsters und die Gespräche erinnern ein wenig an japanische Mangas, und ich musste an manchen Stellen an den japanischen Manga-Film „Mein Nachbar Totoro“ denken. Damit will ich nicht die beiden Geschichten vergleichen, denn dafür sind die beiden Werke zu unterschiedlich. Vielmehr ist die Stimmung in dem Buch und dem Film sehr ähnlich. Japanische Autoren und Filmemacher verstehen es so herrlich auf verschiedenen Wirklichkeits- und Zeitebenen zu erzählen. Patrick Ness gelingt dies in diesem Buch hervorragend und er schafft es damit eine interessante und spannende Geschichte zu erzählen. Das Buch fesselt und regt zum Nachdenken an und vermutlich wird der eine oder andere Leser auch nicht ohne Taschentuch auskommen. Beide Daumen hoch, fünf Sterne und dieses Buch ist ein Muss!
Carsten Behrendt, Mülheim an der Ruhr, im Oktober 2012
Ebenfalls mit dem Jugendliteraturpreis ausgezeichnet und von Carsten Behrendt in Bücher und eBooks besprochen:
Ness, Patrick
Dowd, Siobhan
Sieben Minuten nach Mitternacht
216 Seiten
cbj 2011
ISBN-10: 3570153746
ISBN-13: 978-3570153741
EUR 16,99
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