Vor Ostern, in der Käseabteilung eines Supermarkts, fährt ein Mann einer Frau mit dem Einkaufswagen in die Ferse.
Judith ist 36 und Besitzerin eines Lampengeschäfts in Wien. Sie ist Single und will an diesem Zustand auch nichts ändern. Zu viele, nicht gerade gute Erfahrungen mit Männern haben sie zur Überzeugung gebracht, selbstständig durch das Leben zu gehen. Was sie allerdings nicht daran hindert, hin und wieder unverbindliche Bekanntschaften zu haben.
Hannes ist ein paar Jahre älter und Architekt. Er macht ihr nach allen Regeln der Kunst den Hof. Bald erliegt sie seinem Charme. Hannes nimmt schnell auch ihre Freunde und sogar ihre Mutter für sich ein. Er weicht ihr nicht von der Seite. Seine Liebe beginnt, sie zu erdrücken. Auf einer Venedigreise erkennt sie, dass sie sich auf gar keinen Fall eine gemeinsame Zukunft mit diesem Mann vorstellen kann. Judith will die Trennung.
Was als Romanze begann, wird nun zum Psychothriller. Hannes lässt sie nicht los. Immer wieder schickt er ihr neue Liebesbeweise: Rosen, Briefe, SMSen .... und verfolgt sie. Hannes wird zum
Stalker. Glattauer erzählt, wie es Judith zunehmend schwerer fällt, ihren Alltag zu meistern. Als sie einen jungen Mann kennen lernt und mit ihm schläft, hat sie im Morgengrauen einen Albtraum von Hannes und beißt ihrem Liebhaber in den Arm. Judith ist verzweifelt, sie leidet schließlich an Verfolgungswahn. Überall sieht sie ihren Ex, sie hört immer wieder seine Stimme.
Als sie nach einem Nervenzusammenbruch in der Psychatrie landet, hilft Hannes ihr. Dankbar nimmt sie seine Hilfe an und beginnt, ihm wieder zu vertrauen. Die zahlreichen Psychopharmaka versetzen Judith in einen dauerhaften Dämmerzustand. Wären da nicht nicht die 16-jährige Azubine und ihr Freund, die das dunkle Geheimnis von Hannes ans Licht bringen, würde die Geschichte für Judith böse enden.
Glattauer beschreibt nachvollziehbar und eindringlich
Judiths Weg von der selbstbewussten Frau zum verzweifelten Stalking-Opfer und zur Psychiatrie-Patientin. Überraschungen gibt es wenig, erst am Schluss kommt eine erstaunliche Wendung. Die anfängliche Romanze kommt so übertrieben daher, dass die Lektüre schon etwas anstrengend ist. Der psychische Verfall liest sich dagegen äußerst spannend. Eine Irritation, wer nun hier der Böse und wer der Gute ist, gibt es allerdings nicht.
Fazit: Ewig Dein ist für mich nicht Glattauers bester Roman, aber durchaus empfehlenswert.
Glattauer, Daniel
Ewig Dein
Wien 2012
205 Seiten
ISBN: 978-3-552-06181-1
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