Um es vorweg zu sagen, dieses Buch ist Schrott, Müll, Mist und absoluter Trash. Und das will es auch sein. Und da Trash auch Spaß machen kann, ist dieses Buch äußerst amüsant und sehr unterhaltsam. Denn hin und wieder darf es auch mal Schundliteratur sein, und da Groschenhefte doch eher peinlich in der Straßenbahn sind, kann man hier unter dem Deckmantel eines Buches sich dem Spaß hingeben.
Die Story ist bar jeder Logik und jeglicher Realität. Ein erfolgloser Krimiautor muss in seiner Schundkrimi-Reihe auf Anweisung des Verlags die Hauptfigur seiner Bücher töten und durch eine Frau ersetzten. Dahinter steckt natürlich das Marketing, weil mit einer Frau als Hauptfigur lassen sich mehr Bücher absetzten, das hat zumindest die Marktforschung ergeben. Da ihm das aber nicht so richtig gelingen will, baut er auf die Hilfe eines neuen Schreibprogramms. Dieses Programm fängt nach Eingabe der Rahmendaten, selbstständig an zu schreiben. Leider entwickelt das Programm ein Eigenleben (wer hätte das gedacht…) und so kommt es, dass Figuren aus dem Roman in die Wirklichkeit gelangen und das heutige Köln mit dem New York der 40er verwechseln. Das funktioniert aber auch nur, weil Folkmar Windell, so heißt der Autor, seine Umgebung als Inspiration genutzt hat. Personen und Umgebungsbeschreibungen stammen alle aus dem näheren Umfeld von Windell. Dadurch sind witzige und interessante Begegnungen zwischen fiktiven und realen Personen vorgezeichnet und sorgen für viel Verwirrung.
Wie wohl jeder nach dieser Beschreibung nachvollziehen kann, ernst nehmen darf man diese Geschichte nicht. Diesen Anspruch hat der Autor Jörg Juretzka auch nicht. Wenn die Hauptfigur dazu noch „Pussy Cat“ heißt, sollte auch dem Letzten klar sein, was einem bei der Lektüre dieses Buches erwartet. Für kurzweilige Unterhaltung reicht „Platinblondes Dynamit“ aber auf alle Fälle.
Störend fand ich nur, dass es vermutlich kein Lektorat gab, das an manchen Stellen im Buch hätte eingreifen können. An einigen Stellen scheint die durch geknallte Geschichte nicht mehr seinen eigenen Regeln folgen zu wollen, darüber kann man aber hinwegsehen. Was aber richtig schlecht ist, ist der Satz des Buches. Ich habe noch nie ein Buch gelesen, dass so schlecht gelayoutet wurde. Die gewählte Typografie ist schlecht lesbar und erschwert an einigen Stellen den Sprüngen in der Handlung zu folgen. Hier und da ein Absatz mehr wäre wünschenswert gewesen. Eigentlich Schade, dass man sich über solche Sachen unterhalten muss.
Trotz alledem ein unterhaltsames Buch und ich werde demnächst mal einen „richtigen“ Krimi von Jörg Juretzka lesen, da gibt es so einige.
Juretzka, Jörg
Platinblondes Dynamit
256 Seiten
Pendragon 2012
ISBN 3-865-32309-X
Carsten Behrendt, Mülheim an der Ruhr, 4.5.2012
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