Unter dem Titel „Fauler Apfel? Preisabsprachen?“ wurde bereits am 9.März 2012 über den Verdacht illegaler Preisabsprachen von Appel gemeinsam mit fünf Verlagen in diesem Blog berichtet. Im Mittelpunkt der Kritik der US-Wettbewerbshüter steht dabei das sog. Agentur-Modell: Die Verlage legen einen Preis für eBooks fest. Apple erhält von diesem Fixpreis pauschal 30 Prozent. Konkurrierende Händler dürfen nicht billiger verkaufen. Das ganze richtete sich also von Beginn an gegen Amazon und seine Dumping-Preise bei eBooks.
Nun meldet die Financial Times Deutschland, dass drei der Verlage, nämlich Hachette Livre, Harper Collins sowie Simon & Schuster, inzwischen einem Vergleich zugestimmt haben und sich verpflichteten, die Preise freizugeben Lediglich Penguin sowie das Verlagshaus Macmillian, das zur Holtzbrinck-Gruppe gehört, haben die Zustimmung verweigert. Der amerikanische Justizminister kündigte ein weiteres rechtliches Vorgehen an. Auch die Generalstaatsanwälte von 16 US-Bundesstaaten haben eine eigene Klage in Texas eingereicht.
Apple ist am vergangenen Freitag (13.4.) in die Offensive gegangen und ließ durch einen Sprecher verkünden, dass man den Wettbewerb gefördert und das Monopol von Amazon gebrochen habe.
Sollten die Wettbewerbshüter erfolgreich sein, kann Amazon erneut eBooks zu Dumpingpreisen anbieten und somit die Entwicklung weg vom Print weiter forcieren. Das würde den stationären Buchhandel, insbesondere den angeschlagenen Buchhandelsriesen Barnes & Nobel, in eine missliche Lage bringen.
In Deutschland verhindert die Preisbindung bisher derartige Entwicklungen, was auch das bescheidene Wachstum im eBook-Markt ein Stück weit erklärt.
Das Handelsblatt stellt zu dieser Thematik fest, dass zwar die Buchpreisbindung in Europa Buchhändler, Verlage und Autoren (noch) schützt, doch wird mit Sorge verzeichnet, dass auch die EU-Kommission ein Verfahren eingeleitet hat, um angebliche Preisabsprachen für eBooks zu überprüfen. Der Kommentator des Handelsblatts sieht bei einer Aushöhlung der Buchpreisbindung den „vielfältigen Buchmarkt“ in Gefahr und eine „ kulturelle Verarmung“ im Falle von Preissenkungen kommen. Auch warnt er eindrücklich vor einer Monopolstellung von Amazon, denn: „Niedrige Preise gibt es bei Amazon nur so lange, bis das Internetunternehmen den Markt bis in den letzten Winkel uneingeschränkt dominiert.“
Quellen:
Handelsblatt
Financial Times Deutschland
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